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Channel: Klettern – ulligunde.com
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Klettergebiet: Rottachberg ***

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Klettern Rottachberg. Schlumpfparade (10-)Rottachberg ***

Was

Klettern(Fels)

Zustiegszeit

10-15 Minuten auf kleinen Pfaden

Schwierigkeitsgrade

6 bis 11-/11, die lohnenden Touren fangen bei 8+/9- an

Größe

Groß, ca. 70 Routen

 Charakter/Gestein

Mit einer gehörigen Portion Ausdauer kann man hier viel erreichen! Lange, meist stark überhängende Touren an Leisten und Kieseln. Konglomerat (Nagelfluh)

Sonne/Wintertauglichkeit

Ab 2 Uhr (im Winter), im Sommer lassen die Blätter der Bäume nur wenig Sonne durch.

Bemerkungen

Ausdauer und Fingerkraft benötigt!

Highlight

Schweizer Weg (9-) um mal in den unteren neunten Grad reinzuschnuppern
Geisterstunde (9+)

Fotos

 

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Klettergebiet: Känzele (Vorarlberg) ***

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Känzele (Vorarlberg) ***

Was

Klettern (Fels)

Zustiegszeit

Zwischen 5 und 30 Minuten

Schwierigkeitsgrade

Sämtliche Schwierigkeiten, die leichteren Routen sind teilweise sehr vermoost.

Größe

Sehr viele Sektoren über das gesamte Felsband verteilt

Charakter/Gestein

Spannender Mix aus Sandstein und Konglomerat.

Chillfaktor

Die Gegend an sich ist sehr schön, nur das ständige Rauschen der darunterliegenden Autobahn (Pfändertunnel) stört die Idylle. Toller Ausblick in die Vorarlberger und Schweizer Bergwelt!

Sonneneinstrahlung/Wintertauglichkeit

Von Sektor zu Sektor anders – einige Routen sind im unteren Teil noch im Schatten der Bäume und gehen oben raus in die pralle Sonne.

Bemerkungen

Für Kletterer, die das erste Mal im Gebiet sind, ist es empfehlenswert, den (Fuß)weg zum Einstieg zu wählen. Man kann aber auch an bestimmten Stellen abseilen. Vom Zeitaufwand her schenkt sich aber meist eher wenig.

Es gibt auch ein paar kleine Bouldermöglichkeiten in diesem Gebiet. Meistens sind es Traversen

Highlight

Um ein echtes Highlight zu definieren, waren wir leider zu kurz da.

 

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Klettergebiet: Amberg ***

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Amberg (Feldkirch) ***

Was

Klettern (Fels)

Zustiegszeit

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Schwierigkeitsgrade

Von einer kurzen 5er-Route steil aufwärts, lohnenswert erst ab Beherrschung des achten Grades und bei Liebe zu Platten und Leisten.

Größe

Mittel

Charakter/Gestein

Extrem plattig, komplett senkrecht, größtenteils sehr technische Kletterei an Leisten. Toller Kalk.

Chillfaktor

Relativ gemütlich in einem kleinen Wäldchen – die Teerstraße aber immer im Blick.

Sonneneinstrahlung/Wintertauglichkeit

Die meisten Routen führen nach kurzem Teil im Schatten in der prallen Sonne.

Bemerkungen

Ein Eldorado für Plattenkletterer. Teilweise sehr lange Routen (40m), alles einwandfrei abgesichert.

Highlight

-

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Klettergebiet Gsperr (Tirol) ***

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Klettergebiet Gsperr (Tirol) ***

Was

Klettern (Fels)

Zustiegszeit

10 Minuten

Schwierigkeitsgrade

5 bis 9+. Schöne 5er und 6er Kletterei, ein paar wenige Routen sind auch schwerer – die sind dafür aber absolut lohnenswert!

Größe

knapp 30 Routen

Stein

Kalk mit großen Löchern und guter Reibung

Chillfaktor

Wunderschön in einer gemütlichen Schlucht mit kleinem Bach und tollem Ausblick. Auch für Kinder geeignet.

Sonneneinstrahlung/Wintertauglichkeit

Im Sommer ab 16 Uhr Sonne. Nach Regen brauchen die leichteren Routen mindestens einen Tag um ordentlich trocken zu werden. Durch die nordseitige Ausrichtung für den Sommer ideal.

Bemerkungen

Top saniert. Durch die humanen Hakenabstände und teilweise sehr kurzen Routen auch für Fels-Anfänger ideal. Helm mitnehmen!

Leider befindet sich in unmittelbarer Nähe ein Schießplatz – wenn dort geschossen wird, war’s das mit der Gemütlichkeit und man sollte den rechten Teil des Hauptsektors meiden.

Übrigens muss einen Bach durchqueren werden um zum Hauptsektor zu gelangen.

Meinung

Ein richtig schönes Gebiet, in dem auch die Kletterpausen sehr gemütlich sind (wenn nicht gerade auf dem Schießplatz geschossen wird). Die Kletterei ist angenehm, man findet immer etwas zu Treten. Gute Kletterer (> 7+) könnten sich in dem Gebiet evtl. schnell langweilen.

Highlight

Happy End (7+/8-) Technik vor Muckies

French Kiss (6-)

Fotos

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Klettergebiet Weißwand bei Reutte/Tirol **

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Klettergebiet Weißwand (Reutte/Tirol) **

Was

Klettern (Fels)

Zustiegszeit

5 Minuten

Schwierigkeitsgrade

5 bis 10, wobei selbst die leichten Routen wirklich schwer sind!

Größe

groß

Stein

Kalk mit kleinen Leisten und scharfen Löchern.

Chillfaktor

Okey. Genug Platz zum gemütlich Sichern und Sitzen.

Sonneneinstrahlung/Wintertauglichkeit

Im Herbst bis ca. 14 Uhr Sonne, aber nur in der Wand. Am Boden vorwiegend schattig. Dank des kurzen Zustiegs im Winter gut möglich.

Bemerkungen

Teilweise etwas mutige Hakenabstände, aber noch gut machbar. Die Routen empfanden wir beide als enorm schwer bewertet – da wird selbst eine 6+ zur kniffligen Angelegenheit.

Manche Routen sind etwas abgespeckt, aber noch ok.

Meinung

Für starke Kletterer ist da alles mit dabei – überhängende Powerrouten, plattiges Technikgefriemel, fordernde Mehrseillängen. Den Schwierigkeitsgraden besser nicht blind vertrauen.

Highlight

-

Fotos

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Klettergebiet Nasse Wand (Grünten/Allgäu) **

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Klettergebiet Nasse Wand (Grünten/Allgäu) **

Was

Klettern (Fels) mit alpinem Charakter

Zustiegszeit

ca. 50 Minuten

Schwierigkeitsgrade

6 bis 9, tendenziell eher schwer bewertet

Größe

viele Seillängen, aber v.a. Mehrseillängentouren

Stein

Kalk mit großen Schuppen, Rissen aber auch Platten.

Chillfaktor

Schöne Aussicht! Gelände ist etwas steil und Wandfuß liegt dauerhaft im Schatten. Wer im Winter mit Ski kommt, bekommt sicher eine wunderschöne, baumfreie Abfahrt!

Sonneneinstrahlung/Wintertauglichkeit

Im Herbst (Mitte November) bis ca. 2 Uhr Sonne in der Wand (erst ab zweiter Seillänge), am Wandfuß durchgehend schattig.

Bemerkungen

Eindeutig ein Klettergebiet, wo schon vor vielen, vielen Jahren geklettert wurde (eine Route ist von 1973)- dementsprechend sind die Hakenabstände und Bewertungen.

Da es sich eher um ein Mehrseillängen-Gebiet handelt, gibt es vorwiegend nur Stände (wenn überhaupt), kaum Umlenker, daher zum reinen Sportklettern nicht so gut geeignet – für anspruchsvolle Mehrseillängentouren sehr schön.

Der Fels ist größtenteils sehr rau, abgespeckt ist nichts.

Meinung

Für Kletterer, die sowohl stark klettern als auch starke Nerven haben ideal. Inmitten einer wunderschönen Gegend findet man anspruchsvolle Mehrseillängen, mit denen man im Frühjahr wunderbar seine Nerven für alpine Unternehmungen stählen kann.

Highlight

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Fotos

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Auf Allgäus schwersten Gipfel: Siplinger Nadel

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IMG_9641Endlich mal wieder eine Aktion ganz nach meinem Geschmack: Kondition fordern, etwas Neues sehen und viel Futter für die Kamera: Top-Voraussetzungen für einen gelungenen Tag. Der Plan war nichts Geringeres, als einen der schwersten Gipfel des Allgäus zu besteigen.

IMG_9649Welcher es nun ist, der schwerste Gipfel des Allgäus, ist schwer zu sagen. Fest steht, dass es sich dabei um Felstürme handelt, wo selbst der Normalweg, also der leichteste Weg zum Gipfel, bereits Kletterausrüstung erfordert. Paradegipfel dieser Kategorie sind zum Beispiel die Trettach (3) oder etwas weniger bekannt der Kloppenkarturm (5). Jener, den wir uns gestern ausgesucht haben, war die Siplinger Nadel – eine Konglomerat-Nadel mit nur einer Seillänge, deren leichteste Aufstieg eigentlich eine 5 ist. In Anbetracht des brüchigen Steins, der alten Schlaghaken (in Komglomerat!) und der Tatsache, dass wir auch mit genauem Hinsehen nur maximal zwei dieser Haken gesehen haben, würde ich einmal behaupten, dass hier der Normalweg eher die etwas daneben liegende 6+ ist. Diese Route verläuft im linken Wandteil zwar durch extrem brüchiges Gestein, wartet dafür aber mit verhältnismäßig geringen Hakenabständen und vertrauenserweckend(er)en Haken auf.

Alpincharakter: Am Vortag zum Einstieg

IMG_9616Zwar handelt es sich bei dieser Tour keinesfalls um eine alpine Angelegenheit, die es erfordern würde, am Tag zuvor bereits am Zustieg zu sein, aber um vielleicht ein paar schöne Fotos im Sonnenaufgang zu erwischen, fuhren wir am Vorabend bereits nach Balderschwang und übernachteten dort in unserem Bus. Die Nacht war angenehm, das Rauschen des Baches direkt neben uns hatte endlich mal wieder etwas von „Lagerfeuerromantik“. Um 5 Uhr am nächsten Morgen klingelte der Wecker. Ein kurzes Frühstück (wir mussten nur eine Milch von zu Hause  mitnehmen – alles andere ist im Bus gelagert – ein großartiges Gefühl ;-) ), die Bikes aus dem Auto holen, ein letzter Blick auf die Karte und los ging‘s.

Mit dem Bike los…

IMG_9627Die ersten 300 Höhenmeter wollten wir mit den Bikes zurücklegen – „das dauert nicht lang“, dachten wir. Mit schweren Rucksäcken, wo nicht nur das übliche Geraffel wie Wasser, schwere Kamera und Brotzeit, sondern auch Seil und Sicherungsmittel drin waren und den schweren Stiefeln an den Füßen dauerte es dann aber doch etwas. Ein kurzer aber starker Regenschauer zwang uns zudem zu einer kurzen Rast.

…zu Fuß zum Einstieg…

IMG_9631Auf Höhe der Oberen Socheralpe tauschten wir Räder gegen Füße und wanderten weiter in Richtung Obere Wilhelminealpe, wo bereits eine durchgehende Schneedecke wartete. Der Weg zum Gipfel führt im Sommer normalerweise recht steil durch schmale Rinnen, die jedoch noch mit dicken Schneefeldern gefüllt waren. Nach etwas gruseligem Schneegeklettere erreichten wir den Siplinger Kopf und genossen ausgiebig unsere Bio-Mahlzeit. Die günstige Miete auf dem Land macht’s möglich. Da mit dem „Gipfelsieg“ für uns die Tour jedoch noch lange nicht rum war, wanderten wir gemütlich über Schneefelder auf der anderen Seite des Gipfel hinunter zur Siplinger Nadel. Nach gut 200 Höhenmetern kam sie ins Blickfeld: Eine aufragende Felsnadel mit kleinem Gipfelkreuz, eine schöne Erscheinung.

… mit allen Vieren auf den Gipfel …

IMG_9658Schon beim Näherkommen sah der ganze Turm etwas brüchig aus. Konglomerat ist ja von Haus aus nicht das festeste Gestein und jetzt, kurz nach dem Winter, war es schon von vorne rein klar, dass es eine brüchige Angelegenheit werden würde, immerhin bauten wir im Konglomerat-Bouldergebiet „Rottach“ vor wenigen Wochen teilweise ganze Boulder auseinander.
Die Normalroute, die im Führer mit Schwierigkeitsgrad 5 bewertet ist, konnten wir im ersten Moment nicht entdecken. Nur die „Diretissima“, die von einem Freund vor einigen Jahren eingebohrt wurde (ca. 7-, nicht im Führer) und die 6+ etwas weiter links war sichtbar.

Erst beim Begehen der 7- entdeckten wir einen alten Schlaghaken, der scheinbar zur Normalroute gehören musste. Jetzt wo wir wussten, wonach wir suchen mussten, entdeckten wir noch einen weiteren Haken – ob die restlichen auch noch irgendwo sind, kann ich nicht sagen.

Die Kletterei an der Siplinger Nadel war jedenfalls fürchterlich brüchig – egal wohin man langte, wackelten oder lösten sich Steine. Der erste Haken, der erst in ca. sechs Meter Höhe steckt, erfordert da schon ein starkes Nervenkostüm.

… und alles wieder zurück

IMG_9674„Haben wir das halt auch mal gesehen“, war das Fazit beim Zusammenpacken. Irgendwie eine kuriose Unternehmung, aber so legendär, dass man sie ein zweites Mal erleben müsste, war sie nun auch wieder nicht. Wir stiegen die Schneefelder wieder auf und bogen oben am Siplinger Kopf in die einzige Richtung, die wir noch nicht begangen hatten: Den Weg nach Westen. Den alten Skispuren folgend, rutschten wir auf fast durchgehenden Schneefeldern gemütlich zurück zu den Rädern und rollten von hier bis zum Bus.

 Drei Sportarten in einer Tour

IMG_9678Insgesamt war es ein richtig schöner Tag, der einige Sportarten vereinte. Die Sonne schaffte es zwar nie so richtig durch die Dunstdecke, aber angenehm warm war es dennoch. Und so konnte ich bereits einen weiteren Punkt von meiner „Outdoor-Wunschliste“ abhaken. Das abendliche, phänomenale Burger-Grillen war der perfekte Abschluss für solch einen ersten Mai.

Ein paar Eindrücke zur aktuellen Schneelage im Allgäu:

  • IMG_9638Die Nagelfluhkette (Mittag bis Buralpkopf) sieht südseitig schon gut begehbar aus.
  • Das Autal scheint bis zur Aualpe gemäß eines anderen Skitourengehers gut mit dem Fahrrad befahrbar zu sein, aber komplett schneefrei ist die Straße bis zur Scheiwangalpe/Geichenwangalpe noch nicht, zumindest laut Gästeinfo Gunzesried/Immenstadt.
  • Der Besler ist nordseitig noch durchgehend mit Schnee bedeckt, ebenso wie das Riedberger Horn (nicht nur nordseitig) und das Höllritzereck.
  • Der Grünten dagegen sieht quasi schneefrei aus.
Ein gemütlicher Schlafplatz direkt am Bach Sternklarer Himmel über unserem Bus. Frühstück um kurz nach fünf. Was rein muss, muss rein. Die ersten Höhenmeter legen wir im sanften Nieselregen zurück... ...doch plötzlich fing es an zu schütten. Nach wenigen Minuten kam die Sonne wieder raus. Die Morgensonne bescheint den das Gottesackerplateau am Hohen Ifen. Zu Fuß geht es in Richtung Obere Wilhelminealpe. Durchgehende Schneefelder auf 1.500 hm. Durch den Schnee... Das Bleicherhorn und Höllritzereck ist noch vollständig mit Schnee bedeckt. Kuriose Formen am Gipfelaufschwung zum Siplinger Kopf. Im Hintergrund die annähernd schneefreie Nagelfluhkette. Die Nagelfluhkette ist bis zum Buralpkopf schon weitgehend schneefrei. Ein steiles Schneefeld musste überwunden werden. Gipfel Siplinger Kopf, Mai 2013 Der erste Blick auf die Siplinger Nadel - das Kletterziel für heute. Im rechten Wandteil der Siplinger Nadel führt Martins 7-, im linken Teil die 6+ aus dem Führer. Beides am Anfang und am Ende extrem brüchig, in der Mitte ist es etwas besser. Keine Angst vor der Höhe. Abstieg über weite Schneefelder. Mittags um 1 wieder zurück am Auto. Die Schuhe sind durchnässt, da freut man sich auf... selbstgemachte Burger-Brötchen fürs ...Burgergrillen am Abend. AN GUADN!

Burgberger Hörnle – Südgrat

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IMG_0582Es gibt so ein paar Gipfel, die man als bergsteigender Wahlallgäuer bestiegen haben muss. Zu den leichten unter ihnen gehört der Südgrat vom Burgberger Hörnle – eine Kletterei bis in den 4. Schwierigkeitsgrad, die von vielen ohne Seil gemacht wird. “Südgrat Burgberger Hörnle seilfrei” stand auf meiner Wunschliste für 2013, direkt unter “schwerster Gipfel im Allgäu (1): Siplinger Nadel“, an dem ja bereits ein Häkchen prangt. Gestern war es dann so weit: Sonne! Nichts wie hoch!

Erster Versuch: fehlgeschlagen

Auf dem Burgberger Hörnle war ich zwar schon einige Male, aber nie über den markanten Südgrat. Er zieht sich über schätzungsweise 150 Höhenmeter empor, wobei die eigentliche Schwierigkeit darin liegt, den richtigen Einstieg zu finden. Das letzte Mal machten wir uns auf, um ihn zu finden und standen letztendlich oben am Gipfel – allerdings ohne den Einstieg gefunden zu  haben. Also hinunter und noch einmal hoch, um nach ihm zu suchen. Diesmal fanden wir auch die kleine Abzweigung, die ich frecherweise mit einem kleinen Steinmännchen markierte. Da es bereits dämmerte und wir immer noch kein Zeichen für einen Einstieg gefunden hatten, kehrten wir unverrichteter Dinge um und verschoben die Aktion aufs nächste Mal.

Der mysteriöse Einstieg

IMG_0567Das nächste Mal war dann gestern. Der erste sonnige Tag seit etwa sieben Jahren (gefühlt), den wir spontan für diesen Grat nutzen wollten. Diesmal starteten wir direkt von der Haustüre mit den Bikes und fuhren bis auf ca. 1.200 Meter. Von dort ging es zu Fuß bis zum vermeintlichen Einstieg. Vor wenigen Tagen flog mir erfreulicherweise das neue Buch von Kristian Rath “Alpine Bergtouren” zu, demzufolge der Einstieg rechts hinter einer Kante liegen sollte. Wir folgten der Wand – vor der wir auch schon das letzte Mal standen – immer weiter nach rechts bis nichts mehr da war. Ja gut, dann halt nicht. Nach einem steilen Aufstieg durch Gras und Geröll standen wir vermutlich am ersten Stand der Route und zogen sicherheitshalber mal Gurt und Helm an. Ich bin ja ein riesen Angsthase und falls irgendwas sein würde, könnte ich mich am nächsten Haken retten.

Letztendlich doch noch!

IMG_0582Los ging es gleich mal mit einer “Schlüsselstelle” im dritten UIAA-Grad. Bisschen ungewohnt so viel Luft unterm hinter aber kein Seil am Gurt zu haben. Oben raus ging es aber immer besser – einfach immer einen Schritt vor den anderen setzen und besser nicht darüber nachdenken, was passieren würde, wenn… Wir gelangten im gefühlten Schneckentempo ans Routenbuch und damit an die Schlüsselstelle der ganzen Tour: Ein kleiner Bauch, ca. mannshoch, im vierten Grat. Einmal zupacken, rüberschieben, weitergreifen – fertig. Die letzten Höhenmeter sind dann nur noch Kür mit riesen Henkeln. Nach einem zufriedenen Gipfel-Apfel ging es durch ungemütlichen Schneematsch  zurück zu den Bikes und mit einem kleinen Umweg zurück in unser kleines Kuhkaff. Eine Tour komplett “by fair means” – und definitiv eine Wiederholung wert!

Info: Burgberger Hörnle – Südgrat

  • IMG_0603Größtenteils erstaunlich fester Fels – trotzdem alles prüfen!
  • Sechs Seillängen (30m)
  • Alle Standplätze (bis auf einen Baum) gebohrt, kaum Zwischenhaken
  • Schlüsselstelle entweder IV oder AO/III
  • Ausrüstung: Wer komplett absichern will: Bandschlingen, 3 Exen, Seil

Zustieg finden

IMG_0578Das Steinmännchen wurde explizit entfernt, keine Steine mehr vorhanden. Hier will jemand nicht, dass der Weg markiert wird. Am besten kommt man zum Einstieg, wenn man an den Parkbuchten kurz unterhalb des Parkplatzes für den Klettergarten Grauen Stein parkt. Von hier geht es auf dem Grünten-Weg nach oben bis bei einem Geröllfeld links ein rot markierter Weg zum Burgberger Hörnle abzweigt. Diesem Weg bis ca. 1200 hm folgen bis ein recht hoher, gesplitterter Baumstumpf auftaucht, an dem ein schmaler Pfad nach rechts abgeht. Diesem tendenziell rechts haltend folgen. Irgendwann zweigt ein gut sichtbarer Pfad nach links ab, der zum (leichteren) Aurikelgrat führt. Hier rechts halten und weiter nach oben steigen, bis man an eine “Platte” kommt, die von vielen Blöcken und (zumindest im Mai) von Schlüsselblumen durchsetzt ist. Hier geht wahrscheinlich die eigentliche Route los, der erste Stand befindet sich an einem Baum (Bandschlinge legen). Bei outdooractive.com gibt’s eine Tourenbeschreibung inklusive GPX-Track dazu.

Immer wieder schön, das Allgäu Sieht bröckelig aus, ist es aber gar nicht. (Burgberger Hörnle, Südgrat) Wandbewuchs - zahllos! Die letzten Meter kann man entweder über einen Pfad oder nochmal über Fels zurücklegen. (Burgberger Hörnle, Südgrat, Allgäu) Burgberger Hörnle - endlich mal über den Südgrat Mit dem Sonnenuntergang geht es zurück ins Tal. So sollte der Frühling sein. Der markante Südgrat vom Burgberger Hörnle

Schön am Leben zu sein!

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IMG_0649Dauerregen seit gefühlt etwa 74 Jahren. Ab an den Gardasee.

In etwas naiver Voraussicht hatte ich mir leider bereits im März den Brückentag Ende Mai freigenommen, aber vier Tage lang das vorläufige Finale dieser Regenperiode hier im Allgäu auszusitzen kam nicht in Frage. Also der gewohnte Wettercheck. Erst im Radius mit 50 km, dann 100 km, dann 200 und schnell war klar: das wird ‘ne größere Reise. Letztendlich entschieden wir uns für Arco, da – man mag es kaum glauben – war ich nämlich noch nie. Irgendwie war mir das bisher zu “Mainstream”, da gibt es kleinere schöne Gebiete, die weniger bekannt und überlaufen sind.

IMG_0629Tschüss Regen, hallo Arco!

Donnerstag um sechs ging’s los, eine drittel Tankfüllung später waren wir bei Sarche, genaugenommen etwas oberhalb im Klettergebiet “La Goia”. Ein Klassiker, der in einer schmalen Schlucht mit mehreren abwechslungsreichen Sektoren aufwartet. Senkrechte Kletterei, Plattengeschleiche, Überhänge mit guten Griffen… Kletterei ganz nach meinem Geschmack! Auch den beiden Jungs gefiel’s, also blieben wir gleich noch nen halben Tag länger. Nachmittags drauf wünschen sich die beiden (!!) noch etwas, das wirklich nur in Arco passiert: Sie wollten shoppen gehen. Shoppen! Jungs! [Für die Nichtkletterer: In dem kleinen Dorf nahe des Gardasees, gibt es unzählige Kletterläden die im Vergleich zu deutschen Preisen die Ausrüstung relativ günstig verkaufen. Für mich lohnt sich's aber dennoch nicht ;-)]. Mit einer großen Kugel Eis ließ ich mich überzeugen mitzukommen und kaufte mir mein Standardsouvenir bei solchen Reisen: eine topografische Karte der Gegend.

Warm, Frühstück in der Morgensonne, blauer Himmel: Urlaub!

IMG_0637Nach einem großartigen Frühstück mit blauem Himmel, warmer Morgensonne und freiem Blick auf See, Berge und Felsen entschieden wir uns für ein Klettergebiet in den judikarischen Alpen (“Croz de la Niere”). Im Führer war es als recht empfehlenswert beschrieben, uns persönlich gefiel es eher mittelmäßig *mumblemumble*. Für diese Art von Fels hätten wir auch im Allgäu bleiben können ;-) Das ganze Gebiet scheint derzeit komplett hergerichtet zu werden – neue Sitzmöglichkeiten, Treppen, ein Brunnen und ein großer, ebener Parkplatz sind derzeit in Bau – wahrscheinlich auch wegen des Klettersteigs, der in unmittelbarer Nähe zu den Routen verläuft.

1.800 hoch, 2.000 runter

IMG_0668Während die Jungs bei Sarche ein schweres Gebiet anschauen, verbrachte ich den letzten Tag mit einer etwas überraschenden Mörder-MTB-Tour auf den Monte Casale. “So weit wird’s schon nicht sein”, dachte ich noch, als ich von unserem Schlafplatz bei Preore losfuhr. Die ersten Kilometer waren sagenhaft – entlang einer alten, kaum befahrenen Straße, die oberhalb des dicht bewaldeten Tals nach Stenico verläuft. Von dort ging es einige Minuten auf breiten Teerstraßen bergab, bis unten in Ponte Arche der Spaß begann: Weitere 1.400 Höhenmeter warteten nach den 400 bereits zurückgelegten Höhenmetern.  Als ich nachmittags zugegebenermaßen etwas erschöpft in Sarche einfuhr, waren es letztendlich gut 1.800 hm im Aufstieg, über 2.000 hm im Abstieg und 52 km Strecke. In Anbetracht dessen, dass ich bis vor drei Monaten Fahrradfahren hasste, passt das, würd ich mal sagen. Kurze Zeit später trudelten die Jungs von ihrem Hardcore-Klettergebiet ein – Zeit Leinen loszumachen! Je weiter nördlich wir kamen, desto schlechter wurde das Wetter und der erste Blick ins Facebook zeigte, was an dem Wochenende hier in Deutschland hochwassertechnisch abging. Irre – und wir hatten so gutes Wetter…

So, und wieso jetzt dieser Titel?

Der hat nichts mit dem Wochenende zu tun – wobei es dort natürlich auch schon mal schön war, am Leben zu sein. Gestern waren wir allerdings hier im Allgäu in einem neuen Klettergebiet (neu ist das natürlich nicht, wir waren bloß bisher noch nicht da), bei dem innerhalb weniger Minuten zwei Felsbrocken in Größe eines Fußballs ausbrachen. Trotz Hechter an den Fels landete der eine nur wenige Zentimeter neben mir – da hätte der Helm auch nichts mehr geholfen. Also: It’s nice to be alive!

Eine kleine Erkundungsradtour am ersten Abend: Zuerst hinab zum See und weil's in den Beinen noch nicht brannte hoch zu einem kleinen Dorf. 600 Höhenmeter weiter oben: Ranzo. In der Nähe des Gardasees Abendstimmung. Tja, die armen Studenten... Der nächste Morgen: Gute Aussicht! Und gutes Frühstück. Während in Deutschland und Österreich alles im Hochwasser untergeht, genießen wir hier die Sonne. Sommerstimmung. Radtour von Preore zum Monte Casale. Hier der Blick nach Stenico. Stenico in nah... ...und Stenico in etwas weiter entfernt. Am Monte Casale Gipfel Monte Casale Blick vom Monte Casale nach Sarche. Lago Toblino vom Monte Casale aus. Auf dem Rückweg vom Monte Casale : Die Natur holt sich zurück, was ihr einst gehörte.

Feierabendkraxelei: Burgberger Hörnle und Stuhlwandgrat

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Eine der großartigsten Feierabendrunden, die mir hier im Allgäu bisher unter die Füße gekommen ist!

Der Stuhlwandgrat grat von Norden gesehen.Es gibt Tourenverläufe, die in kaum einem Wanderführer dokumentiert sind. Nach fast fünf Jahren hier im Allgäu bin ich natürlich aus der Sicht der “Eingeborenen” bestenfalls akzeptiert und beim besten Willen nicht einheimisch – schließlich verbrachte ich einen Großteil davon auch noch in Kempten, was unter Allgäuern nicht wirklich zum Allgäu gehört. Klingt unlogisch, ist es auch – aber wir sind hier ja schließlich in Bayern. Dennoch wächst das Netzwerk hier (und die Höhenangst ist seit Anfang des Jahres irgendwie weg) und so wurde ich auf die Idee der “großen Runde” gebracht. Sie verläuft grob von Burgberg über das Burgberger Hörnle und weiter zur Grüntenhütte – und von dort über den zugegebenermaßen recht exponierten Stuhlwandgrat zurück.

Ich und Vorurteile? Niemals!

Super BegleitungAm vergangenen Mittwoch entschieden wir uns recht spontan für diese Aktion. Mit von der Partie war noch ein Arbeitskollege, der sich normalerweise am liebsten an Stahlseilen emporhangelt – ein Klettersteiggeher durch und durch. Ehrlich gesagt war ich mir nicht ganz sicher, wie gut sich “so jemand” am Fels bewegen kann (in meinem Kopf schwirrt bei sowas immer ein Bild von ungeschickten, wenig sportlichen Leuten herum, die sich verzweifelt an das Steilseil krallen), also kam sicherheitshalber Gurt und kurzes Seil in den Rucksack.

Nach einer knappen Stunde standen wir bereits auf dem Burgberger Hörnle – immer wieder ein wirklich großartiger Ausblick. Von dort oben sieht unser kleines Dorf aus wie gemalt – ein paar wenige Häuser, eine Kirche und ringsherum Kuhweiden, die von mäandernden Bächen durchzogen werden. Schon schön!

IMG_0934Nach einer kurzen Pause ging es vorbei am Grüntenhaus, auf dessen Terrasse der Wirt uns zu einem Bier überreden wollte. In weiser Voraussicht hatten wir in dieser Sache allerdings schon selbst vorgesorgt – ohne wäre es ja quasi keine standesgemäße Feierabendrunde. Kurze Zeit später standen wir etwas unschlüssig vor dem Grat. Über den Rückweg zum Auto hatte ich mich im Vorhinein bei Einheimischen (äh, Akzeptierten) noch informiert – wo man aber auf den Grat steigt, das hatte ich nicht gefragt. Clever! Letztendlich stiegen wir einfach irgendwo recht bald hoch und waren sofort mittendrin. Der Grat ist die perfekte Übungsstrecke für alpine Unternehmungen – größtenteils so schmal, dass man immer entweder links oder rechts daran klettern muss – selten kann man oben wirklich stehen. Selbst eine grifflose Querung machte Pat, der Klettersteig-Fan, ohne Probleme. Überhaupt stellte er sich so gut an, dass ich mich sputen musste, mit seinem Tempo mithalten zu können. Nach einer grifflosen Querung auf einem schmalen Band entschieden wir uns aber doch fürs Seil (Sicherheit vor Facebook-Ruhm) und so ging es schön konzentriert immer weiter. Im einsetzenden Sonnenuntergang erreichten wir den Funkenplatz und konnten endlich das verdiente Feierabendbier genießen. Was für ein Ausblick! Was für eine Tour! Und der Abstieg war dank der guten Beschreibung von den drei Leuten gut zu finden.

Facts

Der Stuhlwandgrat hält meiner Meinung nach schon ein, zwei Stellen im dritten Grad bereit – allerdings ist das Gestein größtenteils überraschend fest. Ein Ausbruch wäre aber größtenteils folgenreich. Höhenangst sollte man hier nicht haben. Rückzugsmöglichkeiten gibt es im mittleren, exponiertesten Teil eigentlich nur per Abseilen. Evtl. wäre er in der anderen Richtung angenehmer, dafür wäre der Abstieg beim Burgberger Hörnle dann nicht so schön.

Super Begleitung für so eine Aktion. Am Aurikelgrat Burgberger Hörnle Erste Etappe geschafft. Stuhlwandgrat von Norden gesehen. IMG_0930 Irgendwo auf den Grat hoch und schon mitten drin. Noch ist der Grat gemütlich breit. Aber das änderte sich schnell. Entweder links oder rechts rum - für oben drauf fehlt mir eindeutig die Slackline-Übung. IMG_0942_1 Stuhlwandgrat, der erste Teil. IMG_0957 IMG_0965 Wunderschöne Abendstimmung. Genug mit Seil - jetzt gehts verhältnismäßig ungefährlich weiter. Wenn die Lady was will... Geschafft! Feierabendbier auf dem Berg - der perfekte Ausklang eines Tages.

Und ganz zum Schluss noch ein Lob an den Klettersteigler: Ihr seid ja gar nicht so übel am Fels! Respekt! ;-)


Eindrücke Juli 2013

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Seit der vergangenen Hochtour gab’s für Ulligunde mehr Urlaub als Arbeitszeit – und damit natürlich unendlich viel Fotografierpotenziel. Einige Aktionen lohnen wie so häufig nicht recht für einen eigenen Blogartikel, die Fotos zeig ich aber dennoch gerne her:

Spontanes Bloggertreffen mit dem ULTRAKNILCH: ultraknilch.blogspot.de/ Datenaufnahme, diesmal im Salzburger Land. 4 Tage, 22 Touren - zahlreiche davon mit rund 800 Höhenmeter. Gutes Training ;-) Wer viel läuft, muss viel Essen. Diesmal zur Abwechslung: Gorgonzolasoße Der Wanderführer wird "Wege zum Wasser" heißen - bei so vielen Seen habe ich den Namen von dem da aber vergessen. Eigentlich kann man sich einwandfrei eine Woche lang von Schaschlik und Nudeln mit Gorgonzolasoße ernähren ;-) Immer wieder schön. Anne schläft noch, ich genieß den stillen Sonnenaufgang. Direkt am Königssee. Could be worse. Bei "Wege zum Wasser" darf natürlich der König der Seen nicht fehlen. Beim Staunen ;-) Königssee Obersee (Königssee) Spiegelung Obersee (Königssee) Spiegelung Obersee (Königssee) Spiegelung Szenenwechsel. Von der Datenaufnahme ging es nahtlos in einen kleinen Roadtrip durch Vorarlberg. Erste Station natürlich: Amberg. Kleine Leisten, steile Kletterei, super Routen. Großartig! Über dem Rheintal. Überschreitung der Löwenzähne im Sonnenuntergang. Erst wenige Meter abklettern, einen weeeiten Schritt machen, tief durchatmen und rüberspringen. Spannende Kletterei! Am mittleren Löwenzahn. Top! Abstieg suchen Hungeeer. Schon schön mit dem Bussle. Im Gebiet "Hängender Stein". Auf den Namensgeber haben wir's leider wegen des schlechten Topos nicht geschafft. Exen im Test Wie gesagt ;-) Schaschlik und Gorgonzolasoße! Im Alpsteingebirge gibts nicht nur unendlich viele Schweizer - sondern mindestens so viele Fliegen. Morgens um sechs auf dem Weg zum Gebiet Äscher. Alpstein im Sonnenaufgang. Sonnenaufgang im Alpsteingebiet. IMG_0093 Klettergarten Äscher, Alpstein. Gemütlicher Standplatz. Immer noch Vormittag und schon unendlich heiß. Da kommt ein Knoten im Seil an einem unglaublich ungemütlichen Standplatz mit den engen Kletterschuhen natürlich total gelegen. Fürs Abseilen gabs Applaus von den staunenden Touristen. Einfach schön daheim. Schnelle Sonnenuntergangstour zum Steineberg. IMG_9946 Weitwinkelobjektiv lässt grüßen. IMG_9951 Spontane Teilnahme am Alpseelauf. Lustig wars!

Alpinklettern im Tannheimer Tal

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Und alle so...: YEAAAH!! Geschafft! Die erste Mädelsseilschaft seit mind. einem Jahr in dieser Route. Und dann auch noch die Direktvariante und alles sauber in Wechselführung. Da sind'mer scho a bisserl stolz, würd i mal sagen.“Ich bin der größte Angsthase der Welt”, habe ich immer gesagt. War ich auch – alpin machte mein Kopf spätestens im oberen fünften Grad zu, selbst Nachsteigen war kein wirklicher Spaß. Ich misstraute dem Material, fürchtete mich vor der Höhe  und generell vor dem Vorsteigen. Seit wenigen Wochen scheint aber irgendetwas in meinem Kopf passiert zu sein, dass mir Höhe, Exposition, das Material oder auch mal ein loser Stein nichts mehr ausmacht. Wie das kam? Ehrlich: ich habe keinen blassen Schimmer. Aber es ist natürlich großartig, plötzlich im alpinen Gelände Spaß zu haben. Wenn der Kopf erst einmal weiß, dass er es kann, geht vieles plötzlich ganz easy. 

Wirklich oben bist du nie (6+)

Als kleine Abschiedsunternehmung, bevor mein Partner für zwei Wochen in seinen Männerurlaub startete, machten wir uns noch einige schöne Stunden im Tannheimer Tal. “Stunden” weil eben unter der Woche nicht so viel Zeit bleibt und selbst wir aus dem Oberallgäu noch gut zwei Stunden bis zum Einstieg der Routen brauchen. Ein bisschen früher das Büro verlassen und am nächsten Tag etwas später kommen – das war unser Zeitfenster. Um drei Uhr Nachmittags starteten wir direkt vom Arbeitsplatz in Richtung Gimpelvorbau. Das Ziel war, am nächsten Morgen die “Wirklich oben bist du nie” zu machen und danach möglichst schnell wieder ins Büro zurückzukehren. Um kurz nach fünf waren wir im Kessel unterhalb der Felsen und entschieden spontan, einfach mal in die geplante Route einzusteigen. Ob wir die sechs Seillängen noch vor Sonnenuntergang schaffen würden, wussten wir nicht, aber wir würden einfach um 20.30 Uhr umkehren – komme was wolle. In absolut großartiger Genusskletterei ging es gemütlich nach oben und recht unversehens standen wir um kurz nach acht am Ausstieg. “Ups, das war so nicht geplant”, schließlich war es doch das Projekt für den nächsten Morgen.

Ein paar Fakten zur Route: Die Einstiegsrampe bleibt nach Regenfällen länger nass, ist aber auch dann einigermaßen machbar. Die Tour ist absolut erstklassig abgesichert, weiteres Material ist nicht nötig. Der letzte Stand befindet sich tendenziell etwas rechts.

Um kurz nach vier am Parkplatz in Nesselwängle. Die mussten unten warten. Wunderschöne Genusskletterei in "Wirklich oben bist du nie" (Tannheimer Tal) Edelweiß gibts zur Genüge zu Bestaunen. Wirklich oben bist du nie, Tannheimer Tal Ein kleiner Überhang mit wunderbaren Henkeln. 6 Beim letzten Stand färbt sich der Abendhimmel langsam rot...

Siebenschläfer (7)

Wieder zurück am Biwakplatz entschieden wir uns bei “Gipfel”bier und Brotzeit für die Route Siebenschläfer – wieder sechs Seillängen, die Schlüsselseillänge ist mit 7 bewertet und führt durch einen Überhang, dafür ist sie aber nur 15 Meter lang – kurze, gut gesicherte Seillänge? Perfekt für mich. Wir legten die Wechselführung so, dass ich die Schlüsselseillänge im Vorstieg hatte und waren wieder gut drei Stunden später am letzten Stand. Abermals eine wunderschöne Route, wobei die Füße noch vom Vortag etwas schmerzten – hat man davon, wenn man unbedingt die neuen Schuhe gleich im alpinen Gelände ausprobieren will.

Ein paar Fakten zur Route: Die Route ist ebenfalls perfekt abgesichert, weiteres Material ist nicht nötig. Die Schlüsselseillänge ist hallenmäßig mit Bohrhaken versehen und besteht eigentlich nur aus vier, fünf schwereren Zügen. Weitaus kniffliger ist da eine plattige Stelle in der ersten Seillänge.

Gemütliches Biwak und sternklarem Himmel. Erst morgens kamen die Wolken - verzogen sich aber schnell wieder. Nach der Schlüsselseillänge (Siebenschläfer, Tannheimer Tal) Top! Jetzt schnell zurück ins Büro. Da hätte man halt auch leichter hinkommen können... ;-)

Kuschelrock (8)

Einige Tage später stand ein schon länger ausgemachtes Mädels-Bergwochenende mit einer Freundin an. Alpinklettern? Hochtour? Sportklettern? Die Auswahl war groß, letztendlich wurde es Alpinklettern in den heimischen Bergen. Die Kuschelrock sollte es werden. Werd ich jetzt übermütig? Ging es mir während dem Zustieg ständig durch den Kopf. Große Motivation mischte sich zunehmend mit ebenso großem Bammel. Letztendlich kam aber alles anders als erwartet: Die Route war der absolute Hammer! Die erste Seillänge beginnt mit einem herrlichen Piazriss, weiter oben wartet noch eine kurze wacklige Platte und schon ist der erste Stand erreicht. Wir entschieden uns für die Direktvariante (7+), deren erste Hälfte so unglaublich schön war, dass ich kaum eine tollere Tour in diesem Grad nennen könnte. Großartig. Es folgte noch einmal eine etwas leichtere Seillänge, bevor die Schlüsselseillänge wartete. Eine extrem plattige 8. Halleluja. Auch meiner Freundin gelang kein direkter Durchstieg, aber als wir sie beide hinter uns hatten, war die Freude natürlich groß. Als erste Mädelsseilschaft seit mindestens einem Jahr feierten wir am Wandbuch die Route, das Leben und uns selbst, bevor wir letztendlich noch die letzten Meter bis zur Abseilpiste kletterten. Eine wirklich großartige Route. Der Stein, der mich unten noch voll am unteren Rand des Helms traf, konnte die Stimmung dann auch nicht mehr trüben. Besser nicht darüber nachdenken, was passiert wäre, hätte ich beim Warnruf nach oben geschaut…

Ein paar Fakten zur Route: Wie immer perfekt abgesichert und wunderschön. Die schweren Seillängen sind nahezu hallenmäßig abgesichert, aber 7 obligatorisch sollte man schon drauf haben, wenn man nicht völlig hiflos in den Schlüssellängen hängen will.

Top motiviert: Am Einstieg der Kuschelrock im Tannheimer Tal (Gimpel Vorbau) Erste Seillänge - pure Genusskletterei! Die Jenny und Gras, das sind nicht so die Freunde... Aber da blieb ihr mal kurz nichts anderes übrig... ...war aber auch die einzige Stelle mit viel Gras. Die 7+ (Direktvariante) ist absolut großartig. (Kuschelrock, Tannheimer Tal) Macht Spaß ;-) Erste Hürde geschafft! Jetzt wirds erstmal leichter, bevor oben der Hammer kommt... Der neue Fifty-Fifty von AustriAlpin war zum Test dabei - und hat ehrlich gesagt wenig begeistert. Zu ungewohnt und unflexibel ist die Handhabung für alpines Gelände. Vielleicht im Klettergarten ganz nett - werden wir noch testen. Am Stand vor der Schlüsselseillänge.  Eine extrem plattige acht... Die ersten Meter gingen noch, aber dann wurde es schwer. Keine Chance auf onsight. Selbst im Nachstieg ist die Schlüsselseillänge noch ein ziemlicher Brocken. Naja, A0 geht immer. Es lebe die Wechselführung. Auf die Seillänge hätte ich im Vorstieg keine Lust gehabt. Aber lachen geht schon noch - jetzt ists nämlich gleich vorbei mit dem schweren Zeugs! Und alle so...: YEAAAH!! Geschafft! Die erste Mädelsseilschaft seit mind. einem Jahr in dieser Route. Und dann auch noch die Direktvariante und alles sauber in Wechselführung. Da sind'mer scho a bisserl stolz, würd i mal sagen. Dieses Jahr haben sich erst fünf Seilschaften ins Wandbuch eingetragen... Schöner Ausblick Wandbuch in der Kuschelrock. Ja, und die gibts hier natürlich auch... Nach einer sauberen Express-Abseilaktion haben wir uns das redlich verdient.

Paradies (6+)

Eigentlich hatten wir den Paartaler Pfeiler (7+) als zweite Tour geplant. Uns steckte aber beiden noch die Route von gestern in den Knochen (und im Kopf), weshalb wir uns spontan für die – gut einen Grad leichtere – Nachbarroute entschieden. Ganz entspannte Genusskletterei sollte es werden. Weit gefehlt! Die erste Seillänge machte mir gleich einmal mächtig Probleme – und das, obwohl die Bewertung sogar leichter war, als jede Seillänge in der Kuschelrock. Was ist denn jetzt los?! Mit Ach und Krach erreichte ich den ersten Stand. Ein kleiner Meteoritenschauer, der meine Freundin fast traf, trübte die Motivation zusätzlich. Wenigstens fiel die Seillänge auch ihr schwer. Entweder dieser Teil war wirklich hart oder wir waren beide einfach komplett durch. Meine Seilpartnerin kämpfte sich tapfer die Schlüsselseillänge nach oben. Auch diese Seillänge fiel mir nicht leichter, dennoch probierte ich die nächste Seillänge noch. Sie zog sich endlos lang, kam mir vor wie mindestens 50 Meter und hatte auch nicht mehr ganz so angenehme Hakenabstände wie in den schweren Routen (trotzdem noch absolut ausreichend). Irgendwann erreichte ich doch noch den nächsten Stand und konnte mir einen lauten Erleichterungsschrei nicht verkneifen. In einer fünfer-Seillänge, hallo!? Immerhin hatten wir das Wandbuch erreicht – das uns beim Blick hinein aber noch die letzte Motivation raubte. “Wieder hier, weil oben kein Abseiler!!!” stand da als letzter Eintrag. Das ist ein Zeichen, da waren wir uns einig. Mit einer Mischung aus Erleichterung, müder Knochen und etwas Enttäuschung bauten wir ab und kehrten um. Das Seil lief einwandfrei und verhakte sich nirgends (eigentlich immer die größte Sorge von uns zwei. Sind halt doch noch Mädels ;-) ) und kurze Zeit später standen wir wieder am Einstieg. Beim Abstieg fragten uns dann zwei andere Kletterer tatsächlich, ob wir in der Route getoproped hätten – es habe so ausgesehen… Aha…

Ein paar Infos zur Route: Die Hakenabstände sind ein bisschen weiter als in den drei vorherigen, aber immer noch purer Luxus. Ob die Route jetzt schön oder nicht ist, kann ich nicht sagen. Wahrscheinlich hat bei uns einfach der Kopf nicht gepasst. Dass – wie im Wandbuch geschrieben steht – die “Paradies” viel weniger abgespeckt sei, wie die “Wirklich oben bist du nie” ist allerdings eine etwas, äh, lächerliche Feststellung. Der Fels ist in allen vier Routen so dermaßen rau, dass man eher Angst um seine Fingerkuppen haben muss. Die Querung in der vierten Seillänge sah machbar aus, allerdings extrem exponiert.

Beim Aufwachen sah die ganze Sache wenig verlockend aus... Die ersten Meter vom "Paradies" sind schon mal ziemlich fordernd... Paradies, Tannheimer Tal. Halleluja, der erste Stand... Jenny fällt die erste Seillänge auch nicht so leicht... Aber lachen geht schon noch ;-) Ein bisschen Mut-Schoggi. Ein bisschen geholfen hat sie. Jenny fürchtet sich die Schlüsselseillänge hoch. Die zweite Seillänge wurde irgendwie nicht besser... Dritter Stand nach einer gefühlten 80 Meter Seillänge. Mut-Budget ist fast aufgebraucht. .. ...und beim Blick image_6 (3) image_5 (3) Das "Häschen" ;-) Es gibt nichts gruseligeres, als wenn sich das Seil beim Abseilen verhakt. Grund genug für uns, uns ausgiebig zu freuen, wenn "es" in Sicht kommt ... Frauen! In der Mitte der Gimpelvorbau, an dem "Wirklich oben bist du nie", "Kuschelrock" und "Paradies" durchführen... Erstmal was essen, danach sieht die Welt gleich schöner aus. Zelt und Hund gehörten nicht zu uns. Großartiger Aufkleber, den mir eine Freundin geschenkt hat. Danke dafür ;-) Geht schon auch mal ohne unsere Jungs!

Am Limit: das Graue Element (Schneck, Allgäu)

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Zwischenablage01Das Graue Element lässt leider auf sich warten. Kommt aber noch. Spätestens im nächsten Jahr.” steht unter dem Foto, das ich am Sonntagabend bei Facebook online stellte. Dass wir keine 60 Stunden später wieder am Einstieg dieser alpinen Klettertour stehen würden, hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Aber spontane Aktionen sind einfach die besten – in diesem Fall sogar die Absolut-Oberhammer-Besten!

Der Schneck ist halt einfach der Schneck. Egal von wo man ihn sieht, er ist immer einzigartig. Vom Nebelhorn sieht man seine schneckenartigen Höcker, von der Höfats schaut man direkt auf den berüchtigten Rädlergrat, der auf das vorgelagerte Himmelhorn führt, von Norden aus ist er eine aufragende imposante Felsnadel und von Osten zeigt er seine beeindruckende Felswand. Das Problem an diesem Gipfel ist, dass man entweder über einen ausgesetzten, wirklich schmalen Grat muss oder eben in direkter Linie zum Gipfelkreuz klettert – dann aber in einzigartigem, anspruchsvollen Fels. Wenn wir schon so etwas planen, lassen mein Partner und ich uns natürlich nicht lumpen und wählen die schwerste Route am Berg: Das Graue Element, VIII, E3. Chacka!

Von Osten zeigt der Schneck seine felsige Seite. Vom Nord-Westen sieht man die einzigartigen Höcker Eigenwillige Felsnadel

Die Route

Schneck-Ostwand-mit-RouteDie Linie ist kühn und großartig. Zum Warmklettern gibts zwei Seillängen im sechsten Grad, bevor eine wirklich luftige Querung (VII-) um eine Ecke wartet. In der folgenden Seillänge gehts dann leicht überhängend, wirklich pumpig und ziemlich unübersichtlich weiter. Der Rest ist nur noch “ausklettern” im sechsten bzw. vierten Grad – spätestens hier werden dann allerdings die Nerven gefordert. Mit wirklich spärlicher Absicherung geht es durch teilweise etwas losen Fels und anspruchsvolles Steilgras nach oben. Oben angekommen gibt es nur noch eine absolut – absolut – atemberaubende Rundumsicht. Auf der einen Seite pfeift es bis hinunter ins Oytal, auf der anderen Seite in das einige hundert Höhenmeter entfernte Geröllfeld. Unbeschreiblich schön. Aber dahin muss man erstmal kommen…

Mittwoch, 5.00 Uhr.

Grausamer Wecker. Die vielen Höhenmeter mit schwerem Gepäck vom Wochenende steckten uns noch in den Gliedern, der wenige Schlaf vom Arbeiten am Montag und Dienstag auch. Aber hilft nichts, wir haben uns diesen Tag extra freigenommen um den vorerst letzten Sonnentag noch maximal zu nutzen. “Maximal nutzen” – das wird uns am Ende dieses Tages gelungen sein.

In wenigen Minuten waren wir startbereit. Noch ein kurzes Frühstück und ab ging es mit den Bikes von Hinterstein übers Giebelhaus bis zur Point-Hütte. Gut eine Stunde später tauschten wir Bikes gegen Füße und wetzten dem Sonnenaufgang entgegen. Wir hatten uns natürlich nicht genau angeschaut, wie wir am besten zum Einstieg kommen würden und verloren dort einiges an Zeit – die imposante Felsmauer stets im Blick.

Sieht ja gar nicht so schlimm aus

DCIM102GOPRO

Während Sammy die ersten Klettermeter zurücklegte, freute ich mich noch über die passable Absicherung. “So schlimm, wie es im Führer beschrieben war, ist es ja gar nicht“, dachte ich mir noch. Haha. Wie naiv. Trotzdem gelangten wir relativ zügig zum einzig bequemen Stand, direkt vor dem Quergang. Die Sonne stieg gemächlich höher und wir freuten uns noch über die angenehme Wärme. Kann ich ja am nächsten Stand mein Top ausziehen! Again: Wie naiv ;-) Die Siebener-Seillänge war schön, der Quergang ging überraschend easy. In der Schlüsselseillänge übernahm ich den Rucksack, um meinem Partner einen Onsight zu ermöglichen (also einen Durchstieg ohne Pause oder technische Hilfsmittel).

Mit kräftig ausgepumpten Armen schaffte er es tatsächlich ohne Pause bis zum Stand und gefühlte zwei Stunden später kam ich dort auch an. Wenn auch etwas ausgelaugt – überhängende Achter mit Rucksack und 100 Metern Luft unter den Sohlen sind jetzt nicht meine Top-Spezialität. Geschafft hab’mers trotzdem, auch wenn sich dabei leider das Topo verabschiedete. Es flog noch eine ganze Zeit ein paar Meter entfernt von der Wand auf gleicher Höhe und war dann einfach weg. Shit. Naja, noch kurz im Wandbuch die 35. Begehung dieser Tour (etwa drei pro Jahr) eingetragen und weiter… Inzwischen lag die Wand im Schatten, der Wind pfiff. Es war einfach arschkalt.

Endspurt ohne Haken

DCIM102GOPROIn den letzten drei Seillängen wurde dann auch die Ernsthaftigkeit E3 deutlich – maximal zwei Haken in den Seillängen, in der Vierer-Länge schlicht gar keiner. Mit Bedacht klettern, Festigkeit prüfen, einfach keinen Scheiß bauen. Wirklich keinen Scheiß bauen. Durch feuchtes, teils schneebedecktes Steilgras machten wir Meter um Meter gut und plötzlich schien mir die Sonne ins Gesicht. SONNE. Wärme! Und im nächsten Moment der Freudenschrei: OIDA! Geschafft! Gipfel! GIPFEL!! Was für ein Gefühl! Nach 4,5 Stunden standen wir am Kreuz und ich wusste nicht recht, ob ich mich mehr über die geschaffte Route oder die Gipfelbesteigung vom SCHNECK freuen sollte. Das eine stand schon ewig auf meiner Wunschliste, das andere war einfach eine – für mich – wirklich krasse Leistung.

Und wie kommen wir jetzt wieder runter?!

DCIM102GOPRONoch ein paar Freudensschreie später wurde uns dann schnell bewusst, dass das Abseilen ohne Topo auch noch ein Abenteuer werden könnte. Wir erinnert uns noch an irgendwas von wegen “drei Mal abseilen, großes Grasband, unscheinbares Grasband, rüberqueren…” Whatever, sicher besser als jetzt noch über diesen ausgesetzten Grat rauszuqueren (den wollte ich doch vermeiden!), um dann einen riesigen Bogen wieder zurück zu den Rucksäcken zu machen. Die Stände finden wir schon irgendwie. Gefunden haben wir sie tatsächlich ohne Probleme – größere Probleme hatten wir da eher mit dem Auswerfen des Seils – das flog nämlich teils an uns vorbei wieder nach oben.Ja, nach oben. Der Wind pfiff direkt vom Oytal hoch und garantierte so natürlich einen bösartigen Seilsalat. Und das in einer schattigen, saukalten Nordkante eine Wand. Yeah.

Zeitdruck am Berg

Ursprünglich hatten wir mit rund zehn Stunden gerechnet. zwei Stunden zum Einstieg, fünf Stunden klettern, eine Stunde zurück zu den Rucksäcken und eine zurück zum Auto. Mit Pausen vielleicht zehn Stunden. So hätte es perfekt gereicht, um direkt danach zu einer entspannten Grillage von Freunden zu gehen. Aber nein, bereits beim Abseilen war klar: das wird eng. Wir eilten zurück zu den Rucksäcken, rutschten möglichst schnell das Geröllfeld runter, sprangen wie die Gämsen durch das Gras zurück auf den Weg. Ab hier rannten wir in Richtung Tal. Noch eine Stunde bis zum Treffpunkt. Das wird wirklich knapp. Und nirgends Empfang. Verdammte Axt! Der Weg zog sich, der Rucksack mit dem Seil und dem ganzen Klettergeraffel wurde immer schwerer. Weiter, weiter. So schnell bin ich noch bei keinem Trailrun den Berg hinuntergehetzt – und das nach solch einem Tag.

Weiter, weiter!

Noch eine halbe Stunde. Und immer noch kein Empfang. Die Schenkel und Sohlen brannten als wir uns endlich auf die Bikes schwangen. Und ja, es kommt immer anders als man denkt. Nach wenigen Metern war klar: Mein Hinterreifen war platt. Jaaa, klar. Wann auch sonst?! Deshalb hatte ich also bei der Auffahrt immer das Gefühl, dass irgendwas bremst. Zum Glück hatte mein Freund ausnahmsweise seine Luftpumpe dabei und mein Bike war wenige Minuten später wieder einsatzbereit. Noch zehn Minuten. Und Überraschung: immer noch kein Empfang. Wir rasten in Richtung Giebelhaus und weiter aus dem Tal hinaus. Die Wanderer guckten groß, als wir auch bergab noch kräftig strampelnd an ihnen vorbeisausten. Erstaunlich, wie anstrengend Bergabfahren sein kann, wenn man es nur eilig genug hat.

Mission failed.

IMG_0955Auf halbem Weg vermeldete mein Handy natürlich Akku-Notstand – erst wenige Meter vor Hinterstein erschienen dann endlich die erlösenden Balken. Eine halbe Stunde zu spät. Das Grillen war abgesagt, weil niemand wusste, ob wir kommen würden. Big fail! Nachdem wir unsere brennenden Schenkel ein bisschen in Selbstmitleid gebadet hatten, entschieden wir uns trotzdem für eine Grillage – dann halt zu zweit. …mit Steak! Und Kräuterbutter! Und Baguette! Und Radler! Und Cola! Und Haribo!! Und Schokolade!!! Und gegrillten Schokobananen!!!! Und… und… und. Hätte ich das Geld gehabt, ich hätte den halben Supermarkt leergekauft.

Fazit

DCIM102GOPROInsgesamt waren wir zwölf Stunden unterwegs, ohne groß getrödelt zu haben – viel mehr haben wir einen kleinen Triathlon hingelegt – 700 Höhenmeter mit dem Rad, 700 im Laufschritt nach oben, 250 hm am Limit klettern und alles wieder runter. Klar, dass wir dann abends beim Grillen nur noch ziemlich zerstört auf unserem Balkon hingen und der Sonne andächtig beim Untergehen zuschauten.

Immer wieder erwachten wir kurz aus unserer Lethargie. Dann schauten wir uns an – die Augen immer größer, das Grinsen immer breiter werdend: He du…  Wir haben’s echt gemacht! Wir! Diese Tour! Auf diesen Gipfel! WIR!
Was für ein Team.

PS: Tourenbericht und Routeninfos gibt es beim Lokalmatador Walter Hölzler.

Sonnenaufgang in den Bergen. Immer sooo schön. DCIM102GOPRO Im Geröll unterhalb vom Schneck. O-B-E-N !! Die Eigenvermarktung kann ich mir nach so einer Tour nicht verkneifen ;-) Im HIntergrund (etwas rechts) die Höfats. DER Hochvogel. So schön. IMG_0945_1

Hinter’m Limit: Wildenverschneidung, Kleiner Wilder

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“Wenn so *Extremklassiker* aussehen, brauch ich sowas nicht nochmal”, geht es mir durch den Kopf, während wir über geröllbedeckte Platten klettern – mit sauber im Rucksack verstauten Seilen. Den ersten Stand finden wir nicht, nehmen wir also den zweiten. Warum genau wollten wir nochmal diese Route machen?!

Allgäu. Der letzte schöne Tag bevor es wieder anfängt zu regnen. Ein Tag vor meinem Geburtstag. Da muss noch was gehn.

“Ein Extremklassiker, der denen in den Dolomiten in nichts nachsteht”, stand im Führer. Bei “Klassiker” muss ich persönlich ja an weite Hakenabstände, völlig untertriebene Schwierigkeitsbewertungen und antiquarische Absicherung denken, bei “Extremklassiker” dann also… Naja, lassen wir das. So sind wir wenigstens wieder Quitt. Ich wollte unbedingt auf den Schneck, er unbedingt die Wildenverschneidung, Also Wildenverschneidung (VIII). Chacka.

Ausschlafen!

DCIM102GOPROAber erst einmal: Ausschlafen, wir hatten schließlich Feiertag. Also lümmelten wir bis halb acht im Bett, frühstückten gemütlich und waren gegen neun in Oberstdorf mit den Bikes startbereit. Die Straße fuhren wir nun innerhalb weniger Wochen zum vierten Mal, langsam nervte sie. Aber dass wir den Kurvenverlauf schier auswendig kannten, würde uns heute Abend noch zu Gute kommen.

Alles dauerte gefühlt eine Ewigkeit, die Teerstraße zur Käseralpe zog sich grausam und ich sah schon Sternchen, der Aufstieg zum Geröllfeld war nicht besser. Ich war an dem Tag nicht fit, so viel stand fest. Aber nochmal wollte ich diese bescheuerte Straße auch nicht fahren, also Zähne zusammenbeißen. Der Weg durch das Geröllfeld war nicht so schlimm wie angenommen, die seilfreie Kletterei bis zum ersten Stand schon eher.

Unser Heimatkuhdorf lag noch voll im Nebel, aber je weiter wir fuhren, desto besser wurde das Wetter. Per Bike in Richtung Käseralpe. Die Straße kennen wir nun langsam wirklich zur Genüge. Die schöne Höfats kommt ins Bild. Das Geröllfeld, ganz oben die markante SW-Verschneidung am Kleinen Wilden. (Schattenkante). Rechts die Höllhörner. Zustiegsschuhe aus, Kletterschuhe an. Blick zur Höfats.

Klassiker eben

Klassiker bedeutet, wie gesagt, meiner Erfahrung nach wenig Absicherung – oder in diesem Fall: erstmal gar keine. Seilfrei ging es über eine noch gut kletterbare 3er-Stelle, anschließend wurde es zwar flacher, aber dafür griffloser und geröllbedeckt. Ein Rutscher wäre wohl nicht tödlich, schmerzhaft aber schon. Irgendwann auf Höhe des angeblich ersten Standes zogen wir dann eben doch die Seile raus und kletterten mit einem Friend und irgendwann einem rostigen Stichborhaken zwischen uns zum ersten Stand, den wir finden konnten. (Bzw. den zweiten der Tour. Den ersten haben wir beide nicht gesehen, aber haben dann auch nicht mehr groß darauf geachtet.)

Seilfrei zum Einstieg. Erster (bzw. zweiter) Stand.

Los geht’s

Die folgende Seillänge sollte irgendwas im unteren sechsten Grad sein, kam uns aber schwerer vor. Die Absicherung war erwartungsgemäß recht moralisch, die Vielfalt an verwendeten Haken museumstauglich. Anschließend folgte eine Seillänge, die im Topo von Panico mit VIII bewertet war, bei Walter Hölzler nur mit VII. Super, also einfach mal drauflos klettern. Letztendlich lag Panico falsch und wir genossen eine wunderschöne 7er-Länge. Nach der folgenden Schlüsselseillänge erwartete uns ein herrlich gemütlicher Stand auf einem kleinen Vorsprung – freier Blick auf Höfats, Trettach und Raueck. Schönes Allgäu…

Eine wunderschöne Siebenerseillänge Nach der Schlüsselseillänge. Ruhebänkchen mit Aussicht Seele baumeln lassen

Auf den Zähnen nach oben

Die letzten drei Seillängen waren relativ leicht bewertet und machten richtig Spaß, auch wenn die Power langsam schwand und die Füße schmerzten wie Sau. Der Vorstieg der letzten Seillänge hatte ich als leicht erwartet, schließlich dachte ich bei III irgendwie an gemütlich flaches, übersichtliches Rausgekletter. Aber selbst die Dreier waren hier steil. Noch ein paar Mal zupacken, Zähne zusammenbeißen und nicht an die Füße denken. Langsam mussten wir uns ohnehin sputen, irgendwie hing die Sonne doch schon tiefer als erwartet. Um 17.40 Uhr gab’s das Gipfel-High-Five und einen halben Müsliriegel später das “Wo ist die Abseilpiste?”. Keine Zeit verlieren, wer weiß, was uns beim Abseilen noch alles erwartet.

Vorletzte Seillänge o-b-e-n! Blick in Richtung Hochvogel Im Hintergrund die Höfats DCIM102GOPRO DCIM102GOPRO Abendstimmung am der Südschulter des Kleinen Wilden Links die riesige Verschneidung, rechts die kleine Erika

Runter, runter, ruuuunteeeer

Die Abseilpiste war gut und wir flott wieder unten. “Unten” traf es leider nicht, denn es war halt einfach das Seil mitten im Geröll-Fels-Gemisch zu Ende. Wie auf Eiern krabbelte ich zurück in Richtung Rucksack, bloß die Füße nicht belasten. Warum genau hab ich nochmal die Zustiegsschuhe nicht mitgenommen? Beim Seilabziehen traf mich ganz klassisch auch noch ein Stein, so reihte sich ein schmerzendes Ohr zu den Schürfwunden an Ellbogen, Knie und Finger. Warum geh ich eigentlich nicht wie alle anderen Mädels zum Shoppen, Feiern und Kaffee trinken?!

Ich. Kann. Nicht. Mehr.

Nach gefühlt 20 Stunden erreichten wir die Rucksäcke, gönnten uns aber keine Pause, denn es dämmerte bereits. Irgendwie hatte sich die Sonne gegen uns verschworen und ging heute eine Stunde früher unter als sonst. Das Geröllfeld war einigermaßen gutmütig und ließ uns immer wieder große Strecken nach unten surfen. Als wir mit dem letzten Tageslicht den Wanderweg erreichten, fiel die Anspannung von uns ab – heil und bei Licht am Weg ankommen, das war das Ziel des Tages.

In der Dämmerung über's Geröllfeld. Im Dunkeln zu den Bikes. ...und im Regen zurück nach Oberstdorf (erkennt man gut, gell ;-) )

Von der Sonne in den Regen

Mit Stirnlampen humpelten wir zurück zu den Bikes, gönnten uns an der Käseralpe unter sternklarem Himmel noch eine Johannisbeerenschorle (vor der Käseralpe steht immer ein Kasten mit Getränken und einem Einmachglas mit Wechselgeld. Was für ein Service!!) und rollten zurück in Richtung Tal. Wohlgemerkt – an der Käseralpe war es sternklar, kaum eine Wolke am Himmel. Nach wenigen Kilometern per Bike wunderten wir uns zunächst noch über die nasse Straße und über die seltsam kurze Sichtweite. Und wenige Sekunden später über die ersten Tropfen. “Solang es nur tröpfelt!” rief mein Partner mir noch durch den Fahrtwind zu. Hat wohl noch jemand anderes gehört, denn eine Minute später schiffte es. Unsere Stirnlampen reichten nur noch wenige Meter, wir heizten aber trotzdem die Straße in Richtung Oberstdorf – wir kannten den Straßenverlauf inzwischen ja ;-).

Persönliches Fazit

Anstrengend war’s. Obwohl der Zustieg geringfügig kürzer ist, die Schlüsselstelle weniger lang, die Seillängen weniger steil und der Fels weniger rau (weniger Schürfwunden ;-) ), reichte es dennoch für eine größere Komplettzerstörung als am Grauen Element am Schneck. Nicht nur die vielen Schürfwunden, sondern auch der Fehler, keine extra Schuhe für’s Abseilen mitgenommen zu haben, hatten mir zugesetzt. Klettertechnisch eine schöne Tour, die ein Sammelsurium an sämtlichen Sicherungsmitteln vereint – vom modernen Borhaken bis hin zu einer Reihe alter, verwitterter Holzkeile.

Facts

  • Wildenverschneidung (VIII), Kleiner Wilder, Allgäu
  • Rund drei Begehungen jährlich, Erstbegehung 1955
  • Schlüsselstelle ca. 4 Meter, Absicherung in den schweren Seillängen gut, in den leichteren recht moralisch.
  • Weg zum ersten Stand (haben wir nicht gefunden) waschechte Kletterei, teilweise III und plattige, geröllbedeckte Platten. Eher schlecht selbst abzusichern. Mit keinem Wort im Führer erwähnt. Abstieg nach Abseilen den gleichen Weg zurück.
  • Schöner Bericht bei Walter Hölzler

Interview mit den Autoren der Topoguide-Führer

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IMG_0612Die schweren, gebundenen roten Bücher sind eigentlich eher unpraktisch für den Gebrauch in der Wand – und dennoch sieht man sie in fast jedem Bücherschrank ambitionierter Alpinkletterer. Die Rede ist von den Topoguide-Führern. Sie sind anders, umfangreicher, genauer, zuverlässiger, liebevoller – oder kurzum: Sie sind so, wie man es sich von einem vertrauenserweckenden Alpinkletterführer wünscht. Aber wie kam es zu diesen Büchern? Und wer steckt dahinter? Und woher nehmen die überhaupt die Zeit, so viel zu klettern? Ich habe mal bei Nicole und Volker nachgefragt: 

Nicole, Volker. Mal ehrlich – wenn man in Euren Büchern schmökert, entsteht der Eindruck, Ihr würdet das ganze Jahr über nichts anderes machen als alpinklettern. Stimmt das?

Wenn es nach Volker ginge, wäre das bestimmt wirklich so! ;-) Aber wir sind eigentlich „nur“ etwa 8-10 Wochen im Jahr alpin unterwegs. Dass dabei doch recht viele Touren zusammen kommen liegt vor allem daran, dass wir zeitlich flexibel sind und dann losfahren, wenn das Wetter gut ist und nicht, wenn wir Urlaub geplant haben. Volker ist unser „Wetterfrosch“ und beobachtet regelmäßig, wann wo die besten Bedingungen sind, und wenn sich ein stabiles Hoch abzeichnet, packen wir kurzfristig die Sachen und fahren los. Kaspar Ochsner, den wir mal auf der Engelhornhütte getroffen haben, hat es so auf den Punkt gebracht: „Wenn’s gut ist, musst du geh’n!“ Wir richten uns natürlich auch in Sachen Zielwahl nach dem Wetter und sind aus diesem Grund vor allem in den letzten drei, vier Jahren immer öfter in die Dauphiné gefahren, weil dort einfach ganz oft bestes Wetter herrscht, während es in Chamonix, der Schweiz oder auch in den Dolomiten zu unsicher war.

IMG_0606Bleibt da noch Zeit für andere Dinge als das Klettern, Schreiben und Layouten? Arbeitet ihr auch?

Ich (Nicole) habe mit dem Sportwelt Verlag (www.sportweltverlag.de) noch einen Verlag, der ein breiteres Publikum anspricht und lektoriere außerdem gelegentlich Buchmanuskripte für andere Verlage. Ansonsten steht das Klettern schon sehr im Fokus. Schließlich ist es ja wichtig, fit zu bleiben, um dann alpin auch anspruchsvolle Touren machen zu können, und dafür ist auch hier im Frankenjura einiges an Training nötig. Volker ist Vollzeitkletterer und wird es hoffentlich auch noch lange bleiben.

Eure Bücher sind offensichtlich mit viel Liebe und sehr viel investierter Zeit gemacht. Wie kam es zu der Idee, gleich ein eigenes Buch herauszubringen?

Den Grundstein hat ein verlorener Autoschlüssel gelegt; dass ein Buch daraus wurde, hat sich erst im Laufe der Zeit entwickelt. Und zwar so: Als wir 2002 die 1.900 Meter lange Nordkante des Monte Agner gemacht hatten, kamen wir im Abstieg am Rifugio Scarpa vorbei, wo ich etwas trinken wollte. Volker gab mir dann sein Mäppchen mit dem Geld, und als er es wieder einsteckte, vermisste er den Autoschlüssel. Nach einigem Hin und Her stellte sich heraus, dass der sich durch ein Loch in der Hosentasche verabschiedet hatte und wir keinen Ersatz dabei hatten. Zwar konnte uns unsere Nachbarin per Expressdienst einen Zweitschlüssel zusenden, aber mit Hotelübernachtung hat der Spaß etwa 200 Euro gekostet. Da die Agner Nordkante einer der großen „Pause-Klassiker“ (aus dem Buch „Im extremen Fels“ von Pause/Winkler) ist und es damals keine einzige brauchbare Beschreibung oder gar ein Topo gab, kam uns in den Sinn, eins zu zeichnen, eine Internetseite einzurichten und das Topo für ein paar Euro anzubieten, um vielleicht irgendwann die 200 Euro wieder reinzuholen. Na ja, und es ist eben nicht bei dem einen Topo geblieben…

Und wie lange hat es dann von der Idee eines ganzen Buches bis hin zur Veröffentlichung von Band I gedauert?

Ziemlich genau fünf Jahre. Wobei Volker im „Jahrhundertsommer“ 2003 mit einem Freund drei Monate lang in Chamonix war und dort jeden Tag (!) beste Bedingungen hatte. So konnte er dort in einem Sommer mehr Touren machen, als sonst in zehn Jahren möglich sind!

Habt ihr bereits (Buch)Projekte für die Zukunft?

Was das Klettern angeht, sind wir erst mal noch mit Band 3 beschäftigt, der für 2014/15 geplant ist, und vielleicht einer Ergänzung zu unserem Korsikaführer.

Zum Thema Alpinklettern:

In eurem Leben scheint sich viel um das Klettern zu drehen. Könnt Ihr in Worte fassen, worin für Euch der Reiz im Alpinklettern liegt?

Die Kombination aus toller Landschaft, körperlicher Anstrengung, schönen Bewegungen, kritischer Selbsteinschätzung, nur sich selbst verantwortlich zu sein. Erlebnisse mit dem Partner und der eigenen Psyche.

Und was das Klettern anbelangt, sind Alpintouren einfach die „Kinglines“. Denn im Gegensatz zu Klettergartenrouten werden hier viele Seillängen am Stück geklettert. Es entsteht quasi ein Flow, der spätestens ab der 30. Seillänge in Trance übergeht. ;-)

Angst und Überwindung gehören zum Klettern dazu wie der Kaffee oder das Biwak – manchmal gerät man aber doch in Situationen, in denen man etwas Glück braucht. Was war eure brenzligste Situation am Berg?

Da gab es einige. Gerade in diesem Sommer wieder hatten wir Riesenglück, und zwar in einer eigentlich bombenfesten Sportklettertour in der Brenta. Als Volker allerdings vom Stand weg einen Fuß an einen Riesenblock lehnte, der eindeutig zur Tour gehörte, rauschte dieser mit Getöse in die Tiefe – nur Zentimeter an meinem Bein und Fuß vorbei. Wäre der Block höher oder etwas weiter links gewesen, hätte er mich vermutlich erschlagen. Das Seil war allerdings ziemlich ramponiert, und wir konnten von Glück reden, dass von unserem 60m-Doppelseil noch 35 Meter intakt waren, so dass wir überhaupt abseilen konnten. Sonst hätten wir womöglich den Rettungsheli rufen müssen. Und ob der ein kaputtes Seil als Notfall ansieht oder man dann selbst die Rettungskosten tragen muss… ?

Steinschlag ist generell die am schwierigsten zu kalkulierende Gefahr. Und an dieser Stelle raten wir allen, die in Alpinrouten mit einem Einfachseil unterwegs sind, sich schnellstmöglich ein Doppelseil anzuschaffen! Denn wenn es mal (womöglich gar während des Kletterns) den einen Seilstrang treffen sollte, gibt es kein Netz oder doppelten Boden mehr. Und vielleicht sollte man auch mal auf eine Route verzichten, wenn nach zu ausgiebigem morgendlichem Chillen schon drei andere Seilschaften vor einem sind.

Glowacz sagt, wir Bergmenschen sind “Jäger des Augenblicks” – wir sind immer auf der Suche nach dem perfekten Moment. Was ist der letzte perfekte Moment, an den Ihr Euch erinnern könnt?

Ich empfinde mich ganz und gar nicht als Jägerin, schon gar nicht als Jägerin irgendwelcher viel zu kurzer Augenblicke. Das würde ja im Umkehrschluss bedeuten, dass ich die größte Zeit meines Lebens auf der Jagd und somit unzufrieden wäre. Für mich reiht sich vielmehr ein perfekter Moment an den anderen und hat nicht ausschließlich mit dem Klettern zu tun. Dazu gehört also auch, bei Regen einfach mal mit einem guten Buch vor dem Ofen zu sitzen, neue Pläne zu schmieden oder – ja! – auch ein berufliches Projekt zu genießen.

Für Volker ist der perfekte Moment schon kletterbezogener, nämlich wenn ein großer Traum in Erfüllung geht. Aber dann ist der Augenblick auch schon wieder zu Ende. Beim Sportklettern ist es der Moment, wenn die letzte Expresse eines lang ersehnten Projekts geklippt ist und dir das Grinsen für viele Tage nicht mehr aus dem Gesicht geht. Das sind die Momente des Glücks, für die es sich lohnt, allerlei Strapazen auf sich zu nehmen und wirklich zu trainieren. Es ist das Leben im Hier und Jetzt! Andererseits sind diese Momente relativ selten, und es wäre unklug, sich rein auf diese „Gelegenheitszustände“ zu fixieren, um glücklich zu sein. Ein perfekter Moment kann also auch bedeuten, rechtzeitig vor dem Gewitter umgekehrt zu sein.

Für viele ist es wichtig, onsight oder wenigstens rotpunkt eine Alpinroute zu meistern. Bei Euch im Führer ist häufig A0 angegeben. Spielen Onsight-Durchstiege für Euch eine Rolle?

Salbitschjien SüdgratJein. ;-)

Es gibt nur ganz wenige alpine Sportkletterrouten mit homogenen Schwierigkeiten. Als Beispiele wären hier die „Perlen vor die Säue“ oder die „Gente di Mare“ in den Dolomiten zu nennen. In solchen Ausdauerrouten spielt der Begehungsstil dann schon ein besondere Rolle!

Bei einer Route, deren Schlüsselstelle völlig aus dem Rahmen fällt oder sehr boulderlastig ist, ist uns das Rotpunktklettern ziemlich egal. Denn ein VIer-Kletterer wird in einer Alpintour kaum eine VIIIer oder IXer Sequenz ausbouldern. Und manchmal ist eine Tour nicht leicht zu lesen. Dann machen wir uns lieber zwischendurch mal „einen Plan“ und ruhen an einem Haken aus, anstatt aus sportlicher Eitelkeit Kopf und Kragen zu riskieren. So jung sind wir nicht mehr… Meist wiederholt Volker dann die Sequenz, um eine möglichst realistische Bewertung abgeben zu können.

Unsere Bewertungen weichen dann auch durchaus von denen anderer Führerautoren ab, vor allem in klassischen Touren in den Dolomiten, Ostalpen oder auch Wendenstöcken. Unser Ziel ist es, eine einheitliche, zutreffende Bewertung abzugeben, mit der Wiederholer einschätzen können, worauf sie sich einlassen. In verschiedenen Gebieten sind die Bewertungen jedoch sehr speziell, und wurden aus der Zeit, als ein Sechser die Grenze des Menschenmöglichen bezeichnete, einfach in die heutige Zeit übernommen. Oft fällt das kurze Ziehen am Haken glatt unter den Tisch.

In den Wendenstöcken wird dies besonders deutlich, denn wenn im Abstand von anderthalb Metern zwei Haken stecken, dürfte klar sein, wie der Erstbegeher die Stelle gelöst hat. Als Schwierigkeitsangabe steht dort trotzdem meist nur die übliche „6b+“. Den Erstbegehern, die dort Touren erschließen, trauen wir klettertechnisch schon etwas mehr zu. Aber A0 in Kletterführern anzugeben, scheint extrem verpönt zu sein. Oder vielleicht denken die Erstbegeher auch, dass ihre Route nicht wiederholt wird, wenn sie eine zu hohe Freikletterbewertung auswerfen?

Bei langen Touren tickt außerdem die Uhr. Schließlich möchte auch das Topo noch gezeichnet werden (und das machen wir an jedem Stand für die vorherige Seillänge, nicht erst im Nachhinein im Auto).

Auch die Absicherung spielt eine wichtige Rolle: Das gilt nicht nur, wenn die Routen sehr weit gesichert sind und/oder ein Sturz verletzungsträchtig wäre, sondern auch, wenn die Hakenqualität schlecht einschätzbar ist! Wenn wir A0 angeben, sind das (vor allem in Band 1) klassische Routen mit Normalhaken, die einfach nicht zum Freiklettern und Flugtraining einladen.

Wir sind übrigens eigentlich keine Schwierigkeitsdiskutierer. Die Bewertung muss natürlich in etwa passen. Sie sollte aber weder über- noch unterfordern. Falls wir uns mal nicht einig sind, werten wir lieber um ein „Plus“ auf, damit niemand eine böse Überraschung erlebt. Die schönen Urlaubstage sind rar, da sollte ein Klettertag nicht an einer miesen Tourenbeschreibung scheitern! Ein absoluter No-go sind unserer Meinung nach die teilweise um bis zu zwei Grade (!) unterbewerteten Touren, die dann auch noch in den Dolomiten und den Ostalpen als „Genussrouten“ in „Genussführern“ verkauft werden. In „schweren“ Sportklettertouren kehrt sich das Bewertungsphänomen oft sogar um, und wir haben schon öfter mal abgewertet.

Ich persönlich suche immer nach Kletterrouten, die gut abgesichert/absicherbar sind und auf formschöne, markante Gipfel führen. Meinem Partner sind Routen an der Leistungsgrenze in gutem Fels am liebsten – unabhängig von der Umgebung und einem erreichbaren Gipfel. Wonach sucht Ihr eure Touren aus?

„Schrofentouren“ und Resterschließungen, wie es sie mittlerweile recht häufig gibt, interessieren uns nicht! Eine außergewöhnliche Felsqualität mit ebensolchen Kletterstellen und die Absicherbarkeit (die Kombination aus vorhandener Absicherung mit Bohrhaken und mobilen Sicherungsgeräten) sind für uns die Hauptkriterien. Unser Pensum an alpinen Bruchtouren haben wir eindeutig erfüllt. Die Schwierigkeit spielt für uns eine untergeordnete Rolle, wobei es ein Sechser schon sein darf. Allerdings sind wir auch schon des öfteren laut Topo in einen „Fünfer“ eingestiegen, und in unserem topoguide steht dann doch wieder ein Sechser, einfach, weil wir mit der bisherigen Bewertung nicht übereinstimmen und uns auch die Freiheit nehmen, in unseren Führern die Anforderungen einheitlich auf einen modernen Stand zu bringen.

Und die Absicherung? Lieber plaisirmäßig durch die Wand oder mit mehr Abenteuer alte Klassiker wiederholen?

 Klassikerklettern an den Cinque Torri in der "Finlandia"Wir haben Ende der 80er Jahre mit dem Alpinklettern angefangen, als es nur wenige Bohrhakenrouten gab. Von daher sind wir in unserer Sturm-und-Drangzeit erst mal ziemlich abenteuerlich unterwegs gewesen und haben einige der großen Klassiker wiederholt. Im Laufe der Zeit haben wir allerdings gemerkt, dass das auch gefährlich werden kann, nicht zuletzt, wenn man bei einem Wetterumschwung an alten Rosthaken nicht abseilen kann oder wenn man sich verletzt. Oder die Bewertungen in den Führern nicht passen. Oder gleich die ganze Tourenbeschreibung. Auch durch das regelmäßige Klettern im Klettergarten steigt einfach das Risikobewusstsein. Und so sind wir in den letzten Jahren verstärkt in Routen mit einer soliden Grundabsicherung (möglichst mit Bohrhaken) unterwegs, die sich zusätzlich mit Friends und Keilen absichern lassen. Ob bzw. wie gut das geht, hängt wiederum sehr vom Gestein ab. Während sich ein Granitriss perfekt mit Friends selbst absichern lässt, ist das im Kalk oft nur unzuverlässig möglich. Und so sind unsere Kalktouren eher Bohrhakenrouten, während wir im Granit gern Klassiker klettern. Wenn’s nicht gerade Platten sind, die uns als Frankenjurakletterern aber ohnehin nicht besonders gut gefallen.

Apropos Plaisir: Nicht bei allem, was als Plaisirtour vermarktet wird, ist auch Vergnügen zu erwarten! Nach unserer Definition darf eine Plaisirtour keine gesteigerten Anforderungen an Wegfindung oder eigenverantwortliche Absicherung stellen. Das ist in der Regel eher selten der Fall und besonders in der Schweiz weitaus weniger anzutreffen als man meinen möchte! Da lohnt ein Blick über den Tellerrand in die Dauphiné! Plaisir(klettern) – wie es der Name schon sagt – kommt eigentlich aus Frankreich.

Für Klassiker – insbesondere in den Dolomiten – wäre im Hinblick auf künftige Generationen eine sanfte Sanierung wirklich wichtig. Ansonsten werden viele tolle Routen bald nicht mehr nachvollziehbar sein. Kaum einer weiß noch, wo sie wirklich verlaufen. Ein gutes Beispiel hierzu ist die „Detassis“ an der Brenta Alta. Dort gibt es unzählige Verhauer-Varianten, und keiner weiß mehr so genau, wo die Erstbegeher tatsächlich lang sind. Und so geht wie bei der stillen Post immer mehr verloren. Diese alpinen Denkmäler sollten wir besser schützen. Das sind wir den Protagonisten dieses Sports schuldig!

Ihr kommt viel rum – habt ihr eigentlich ein absolutes Lieblingsgebiet? Und weshalb gerade dieses?

Hanibal Gipfelbank (Furka, CH)Für Volker ist Granit das Nonplusultra, eben weil man dort gut und relativ risikofrei mit Friends eigenverantwortlich unterwegs sein kann. Und zwar am besten im Hochgebirge – also Zentralschweiz und Mont-Blanc-Gebiet – wegen des tollen Ambientes.

Ich mag es eher etwas weniger rau und bin auch kein Fan von Alpenhütten, so dass ich eher die Dolomiten aber auch Dauphiné vorziehe, wo es keine Gletscherzustiege mit dem entsprechenden Bergschrundgewurschtel gibt. Zwar ist mir Kalk deutlich vertrauter als Granit, aber das Wichtigste ist, dass der Fels Griffe hat. Ein Traum ist auch das schweizerische Mont-Blanc-Gebiet um das Doréesbiwak mit Aiguille de la Varappe, Aiguille sans nom und Aiguille d’Orny: griffiger Traumgranit mit guter Bohrhakensicherung, die trotzdem noch Friends erfordert und in einer fantastischen Landschaft liegt, wo keinerlei Straßenlärm zu hören ist und auch nur wenige andere Kletterer sind!

Noch ein Wort zu Euren Topoguide-Führern!

Wir denken, dass unsere topoguides keine Führer sind, wie alle anderen auch. Wir haben uns lange überlegt, was in bisherigen Führern fehlte und hoffen nun, dass wir mit unseren ganzheitlichen Beschreibungen Wiederholer darauf vorbereiten, was sie tatsächlich erwartet. In diesem Sinne wünschen wir allen viel Spaß bei der schönsten Nebensache der Welt!



Zwei Jahre. Zwei Jahreszeiten. Eine Woche.

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Zwei Wochen Urlaub. Im Dezember. Da stellt sich eigentlich nur noch eine Frage: Alpennord- oder Alpensüdseite? Skifahren im Powder oder Klettern am warmen Fels? Beides! Vier Tage Skitouren mit den Brüdern, den Rest Klettern im Süden.

Das Problem mit großen Terminen wie Weihnachten oder Silvester sind die hohen Erwartungen. Alles muss perfekt sein, alle müssen sich gut verstehen, alles sollte am besten so sein wie früher. Bei einer Familie mit fünf starken Charakteren, die sich nicht allzu oft sehen, weil in ganz Europa verstreut, nicht ganz leicht. Mitten im Sommer kam uns drei “Kindern” die Idee, die Weihnachtsfeiertage auf “dem Hüttle” zu verbringen – fernab von Computerproblemen, Erwartungen und Routinen. Dafür mit viel Powder, extremer Abgeschiedenheit und hörbarer Stille. 

Gamshüttle in Fideris“S Hüttle” ist eine kleine Blockhütte ohne Strom, ohne fließend Wasser und nur mit Holzofen, dafür aber perfekt in einem weiten, baumlosen Kessel gelegen, der skitouren- und freeridetechnisch absolut gar – GAR – keine Wünsche offen lässt. Wir kommen schon seit Jahrzehnten hier ins Gebiet und ich erinnere mich noch ganz genau an den Moment, in dem ich als kleines Mädel draußen stand, ganz angespannt horchte und einfach nichts hörte. Ich war vielleicht zehn, aber diese Ruhe – kein Verkehrslärm, kein Flugzeug, nicht einmal ein Vogel – hatte mich schon damals fasziniert. Bisher habe ich diese Stille ausschließlich in den Bergen wiedergefunden. Sicher auch ein Grund, weshalb ich sie so liebe.

Auch die Hoffnung stirbt irgendwann

Am ersten Weihnachtsfeiertage verließen wir gemeinsam mit dem schlechten Gewissen die Eltern und fuhren nach Graubünden. Der Sturm der vergangenen Tage und die insgesamt recht karge Schneedecke hatten ihre Spuren hinterlassen und sorgten bei uns für lange Gesichter. Normalerweise erwartet einen auf den letzten Metern der Shuttle-Auffahrt schneeweiße Hänge ohne Makel. Diesmal sahen wir Bäume und Büsche, die wir an diesen Stellen nicht kannten.

Bei dem Nebel sieht man wenigstens die vielen Grasflecken nicht.

Naja, erstmal abwarten und “heim”kommen. Mit feinem Pferdefleisch, fast noch besserem Bündnerkäse und Mamas gutem Brot, im Ofen das knisternde Feuer und der Hütte, die  sich langsam von frischen drei auf angenehme 15 Grad aufheizte. Während es den zweiten Tag schneite und stürmte, entdeckten mein Bruder und ich auf einer kleinen Tour mitten im Nebel plötzlich ein gruseliges Lawinenfeld auf einer Fläche, die deutlich unter 30 Grad Steigung hatte. Natürlich waren wir vorsichtig, aber dieses Feld mit massiven, über ein Meter dicken Anrisskanten erinnerte eindrucksvoll an die weiße Gefahr.

Bluebird

Freeriden in FiderisAm nächsten Tag zeigte sich das Gebiet genau so, wie wir es kennen. Weiße Berge, blauer Himmel, unendlich viele, unverfahrene Hänge. Nach einer gemeinsamen Sonnenaufgangstour starteten Martin und ich tagsüber zu einer ausgedehnten Freeride-Session im Gebiet. Herrliche Hänge, überraschend guter Schnee, ein paar tolle Fotos – einfach perfekt! Mit bereits etwas müden Beinen gings am frühen Nachmittag zur nächsten Tour – diesmal wieder zu dritt. Pünktlich zum Sonnenuntergang standen wir am Arflinafurgga. Unterwegs mit konditionsstarken Jungs, guten Skifahrern und Brüdern, mit denen selbst das Schweigen Spaß macht – ein wirklich wunderbarer Trip. Und wenn man am Ende vom großen Bruder auch noch hört, dass man ein vollwertiger Tourenpartner sei, kann das Jahr ja fast nicht besser enden.

Pferdefleisch, Bündner Käse, Mamas Brot. "Heim"kommen im Gasmhüttle. Das Wasser muss von draußen geholt werden. Kleine "Sonnenaufgangs"tour mit Schneedeckencheck. Der frische Triebschnee liegt auf gut 5 cm Schwimmschnee. Rundherum sind überall Wummgeräusche zu hören. Während die Jungs noch schlafen, drehe ich eine kleine Schneedecken-Check-Runde. Recht ernüchernd. Gemütlichkeit. Jojo ist krank, Martin und ich tasten uns im Nebel und im flachen Gelände voran. Plötzlich stehen wir vor einem Feld, das durchzogen ist, von Rissen. Der Hang ist deutlich unter 30° steil, die Risse teilweise weit über einen Meter tief. Der Triebschnee hat sich in diesem Trichter gesammelt. Über ein Meter tiefe Anrisskante. Trotz Schnee, Nebel und Sturm gute Laune! Wir sind aufm Hüttle! Sonnenaufgangstour am nächsten Morgen. Diesmal zu dritt. Das Rätikon mit dünner Wolkendecke. Gemächlicher Sonnenaufgang. Jahreswechsel 13_14 21 Jahreswechsel 13_14 22 Tagsüber Freeriden im Gebiet - zwischen zahlreichen kleinen Lawinenrutschen. Bluebird! Zum Sonnenuntergang wieder unterwegs. Bewährt! Sonnenuntergang Gipfelkreuz. Bei der Abfahrt färbt sich der Himmel in die irrsten Farben! Noch ein Sonnenaufgang. Jahreswechsel 13_14 37 Keine Wolken, sondern Schneefahnen.

Vom Winter in den Herbst. Von 2013 nach 2014.

Herrlicher Lago Maggiore!Ursprünglich war ein Silvester-Klettertrip nach Finale Ligure geplant. Aber dieses Gebiet am Mittelmeer scheint uns dieses Jahr einfach nicht zu wollen – jedes Mal, wenn wir überlegten, dorthin zu fahren, killte es alle Pläne mit einer miesen Wettervorhersage. So auch diesmal. Unglaublich! Von wegen sonniges Mittelmeer. Die Wahl fiel spontan mal wieder aufs Tessin – Plattengeschleiche, Lago Maggiore, sonnige Felsen. Die meisten fahren zu der Jahreszeit zwar zum Bouldern in die Region, aber so sind die (Kletter-)Felsen schon leerer.

Es waren wunderbare Tage mit durchweg gutem Wetter, gut erträglichen Temperaturen und einem großartigen Jahresausklang. Mit feinem Fleischfondue und Glühwein endete das eine Jahr, mit einer wunderbaren Aussicht über den ganzen Lago Maggiore begrüßten wir das neue. Was es wohl bringen wird? Fest steht: Endlich wieder mal eine längere Reise, hoffentlich zahlreiche fröhliche Gipfel- und Routenerfolge, tolle Bekanntschaften und hoffentlich ein ebenso erfolgreiches Jahr für ulligunde.com wie das zurückliegende. Vielen Dank an dieser Stelle dafür. Ihr seid unglaublich.

Bummeln in Locarno Erster Schlafplatz - tolle Aussicht! Sechs Uhr und stockfinster. Sonnenaufgang. Kleiner Morgenspaziergang in Ronco. Ronco Ronco Ronco Auf dem Weg zu den Felsen. Arcegno Da kann man währen dem Klettern den Sonnenuntergang bestaunen. Und schon wieder dunkel. Silvester! Feines Fleischfondue. Natürlich nicht so gut wie daheim, aber trotzdem ein wunderbarer Abend! Silvesterguckerei Die Maggiorianer habens nicht so mit dem Feuerwerkeln. Naja, gucken wir halt Sterne, auch schön. Bisschen frisch morgens. DER PERFEKTE FELS!!!! Und komplett nass, so ein Mist! Statt Klettern halt Essen. Hier kommen wir wieder her!

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Ungewolltes Abenteuer: Sea Breeze (Alpinklettern Lofoten)

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Reine, Lofoten

Die Seile sind triefnass. Die Klamotten auch. die Hände sind durchgeweicht, die Kraft im Körper schwindet. Es sollte eine gemütliche Tour zum Morgen werden, gegen Mittag wollten wir zurück sein – stattdessen befanden wir uns um zwölf immer noch mitten in der inzwischen schattigen Wand, noch nicht ahnend, dass der Abstieg eine ganz eigene Tortur werden würde.

Wer braucht schon Sicherungen...Lofoten life: Der Zustieg dauerte ganze 30 Sekunden. Einmal die ausgediente Küstenstraße überqueren und schon standen wir am Einstieg. Die Morgensonne schien warm, es ging kaum Wind. Der Himmel war strahlend blau. Ein guter Tag – und morgen sollte es sogar noch besser werden. Dieses Wetterglück morgen wollten wir für die wohl herausragendste Tour unserer Zeit auf den Lofoten nutzen. Den Nordryggen am Vagakallen, angeblich eine der schönsten Touren überhaupt.  12 Seillängen, technisch nicht allzu schwer, aber viele hundert Meter lang und stetig ausgesetzt. Am 900 Meter hohen Gipfel würde nicht nur ein garantiert einmaliges Panorama warten, sondern auch noch ein ungewisser, anspruchsvoller Abstieg durch steilen, ausgesetzten Fels. Es klang spannend und nach einem echten, außergewöhnlichen Abenteuer. Allerdings eines, für das ich meinen gesamten Mut brauchen würde, um einigermaßen zügig voranzukommen.

Vermeintlich leicht

...und wer braucht vertrauenswürdige Stände!?Die Tour heute war nur als eine kleine Unternehmung geplant. Einfach ein bisschen raus und eine weitere „Top-50“-Tour erkunden. 8 Seillängen, 5 (norwegische Skala), Blick aufs Meer. Klang gut. Entspannt. Aber schon die erste Seillänge, eigentlich 4+ und damit vermeintlich leicht, forderte schon ziemlich. Die Kletterei war kaum abzusichern und irgendwie gar nicht so einfach wie erwartet. Die folgende Seillänge war ähnlich. Erst die schwere, darauffolgende lies für wenige Meter Klettergenuss aufkommen, bevor wir in einer nassen und später enorm grasigen Risskante landeten. Was ist an dieser Tour bitte „Top-50“!?

An einem wenig vertrauenserweckenden Schuppengeflecht machten wir Stand. Umdrehen kam kaum in Frage, die „Abseilpiste“ wurde bereits im Führer als alt und wenig empfehlenswert erwähnt und bevor wir an jeweils einem einzigen, verrosteten Borhaken abseilen würden, wählten wir lieber die Flucht nach vorn.

Flucht nach vorn

OBEN!! Oh Mann, endlich... Jetzt nur noch irgendwie runter!Ein verpasster Stand, eine kaum abzusichernde, gruselige Platten-4+, ein bösartiger Seilsalat (passiert ja auch nur in solchen Routen) und abermals nasse Stellen ließen langsam die Nerven blank liegen. Bloß raus. Einfach raus. Ich machte mir schon gar keine Mühe mehr, mich zu ärgern und versuchte einfach, möglichst schnell voranzukommen. Nur in einer schmierigen Quarzader in der vorletzten Seillänge entfuhr mir ein kurzer Fluch. Vagakallen, morgen!? NO WAY! Wenn wir hier unten sind, kaufen wir erstmal den Supermarkt leer, suchen uns einen schönen, SONNIGEN Strand und gehen nie mehr klettern!! Inzwischen war die Sonne natürlich schon längst hinter dem Berg verschwunden, es war kalt und schattig. Ringsum herrschte noch herrlichstes Herbstwetter, die Sonne schien, der Himmel war klar. Und wir hampelten hier im kalten Schatten rum. Oh man.

Endlich oben.

AbseilabenteuerFür das wunderschöne Panorama mit türkisfarbenen Meer, kleinen Inselchen und goldenem Herbstlicht hatte ich wenig Aufmerksamkeit. Lieber schnell runter – außer einer Nektarine und einem Apfel hatten wir nichts im Rucksack, dementsprechend knurrten die Mägen. Im Führer stand irgendwas davon, dass man bloß nicht den ersten Gully, sondern den zweiten erwischen und an Bäumen und Steinen viermal abseilen solle. Mit etwas Glück fände man bunte Bandschlingen. Wir suchten, waren nicht sicher, welcher von den drei Gullys nun der zweite sein solle und fanden erst nach einer halben Ewigkeit ziemlich weit unten eine Bandschlinge. Puh. Wenigstens das. Hier war schon mal jemand. Wir seilten in einen schmalen Schacht ab und landeten direkt im Bach. In einem steilen, rutschigen Bach. Die Rinne war an den schmalsten Stellen vielleicht noch zwei Meter breit, die Füße fanden beim Abseilen auf dem moosigen, schmierigen Felswänden kaum Halt, die Seile waren bereits nach der ersten Länge triefnass. Immerhin fanden wir weitere Bandschlingen. Ziemlich windige Konstruktionen – eine an einem größeren Felsbrocken direkt an einer Kante, die andere an einem kleineren Stück Fels mitten im plätschernden Bach. Immer wieder ging es über kleine Stufen hinunter – lauter potenzielle schmale Kanten, in denen sich das Seil beim Abziehen perfekt festfressen könnte. Würde das passieren, hätten wir ein echtes Problem, denn Hochklettern ging hier einfach nicht. Alles war nass, moosig und die Stufen fast alle kurz überhängend. Ein Alptraum.

Eiskalt durchnässt

Aufgeweicht. Ich glaub ich werd kein Fan von Rafting...Das Wasser, das beim Abseilen aus den Seilen gepresst wurde, war eiskalt und durchnässte innerhalb kürzester Zeit Klamotten und Schuhe. Das also war Canyoning! Hab ich das wenigstens auch mal erlebt. Nach einigen Stunden erreichten wir endlich, endlich die untere Öffnung des Gullys. Nun folgte nur noch ein einigermaßen wilder Abstieg durch hohes Farn, durch dessen Erdgeschoss immer noch irgendwo der Bach floss. Aber egal, die Klamotten waren eh schon nass und der Freddy nun schon fast zum Greifen nah. Und irgendwann standen wir bei ihm. Am Meer. In Sicherheit. Es war vorbei.

Alles egal

Geschafft! Zurück am Bus!!Nach einer echten Siegerumarmung wechselten wir die Klamotten, schmissen die klatschnassen Seile ins Auto und brausten zum nächsten Supermarkt. Leckereien im Wert von 500 Kronen, das muss man erst mal nachmachen. Aber jetzt war alles egal. Den Vagakallen morgen würden wir garantiert nicht machen und überhaupt muss man manchmal auch einfach das Leben feiern. Wir fuhren noch ein kurzes Stück weiter an einen Sandstrand, legten alles zum Trocknen aus und machten uns einen großen Haufen Frikadellen mit Kartoffelpüree und Gurkensalat. Als Vorspeise gabs Schokolade und Fruchtmilch, zum Trinken außerdem Fruchtsaft und Magnesium, als Nachspeise Kaffee mit Brownies, Fruchtjoghurt und natürlich noch mehr Schokolade.

Wenn man es halt vorher wüsst’…

Rückgeblickt.Immerhin schenkten uns die Lofoten noch einen wunderschönen Sonnenuntergang und eine sternklare Nacht. Und selbst Nordlichter bekamen wir noch kurz zu sehen, bevor wir in einen langen, tiefen Schlaf fielen. Was für ein Tag. Was für ein Abenteuer. Viel lieber hätte ich all den Mut auf der Vagakallen-Tour verbraucht, es wäre ein echtes Gipfelerlebnis und ein kleines Testpiece für mich gewesen. Aber wer hätte es denn wissen können. Nun war es so und der Vagakallen würde bis zu unserem nächsten Besuch warten müssen, denn solch ein Wetterglück versprach die Prognose nicht mehr. Aber letztendlich ist es nicht schlimm, denn Wiederkommen werden wir garantiert noch einmal. Die Lofoten sind schließlich einfach das Paradies – für Fotografen, für Bergsteiger, für VW-Busse, für Kletterer, für Nordlichtfans. Und ganz offensichtlich auch für Abenteurer.

 

Sternklare Nacht. Der Mond schien so hell, dass die Nordlichter ausnahmsweise keine Chance hatten... Sterne und Mond erhellen die Lofoten. Wer braucht schon Sicherungen... Windiger Stand an Schuppen. Tolle Aussicht. Unten steht der Freddy. Was wohl noch kommen wird?! OBEN!!! Aber auch hier haben wir kaum Blicke für die Aussicht... Ab hier wird abgeseilt. Furchtbare Abseil-Rafting-Aktion. Rocktrip-2339 Komplett durchnässt. Durchweichte Finger Aber wir lachen. Wieder ;-) Rückblick. Sieht irgendwie gar nicht so schlimm aus.... Ein herrlicher Platz in der Sonne. Essen, essen, essen!! Essen im Abendlicht, im Hintergrund trocknet die Ausrüstung.

Kletterurlaub in Geyikbayiri und Olympos 2015

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Was soll man da groß sagen. Die zwei Wochen in der Türkei waren legendär. Es war unser erster Urlaub nach unserer Reise und hat uns schmerzlich aufgezeigt, dass wir nun in einem engen Arbeits-Korsett stecken. Trotzdem war es schön zu sehen, dass wir innerhalb weniger Momente auf Reise-Modus umschalten können und spätestens nach dem ersten Sonnenaufgang vom Schlafsack aus alles ist, wie noch vor einigen Monaten. Und so genossen wir den herrlichen Fels in Geyikbayiri und Olympos, krallten die ein oder andere Route am Limit weg, trafen tolle Leute aus der ganzen Welt, die alle eine Leidenschaft teilen, verliebten uns in einen ausgesprochen lieben Hund, entspannten am Strand, genossen den Kaffee in der Morgensonne, achteten nicht aufs Geld, kosteten ausgiebig die lokale Küche, erkundeten die tausende Jahre alten Städte und sahen ewige Flammen, die einfach aus dem Boden kommen. Ein genialer Trip, der uns sicher noch lange in guter Erinnerung bleiben wird!

Kletterurlaub Geyikbayiri und Olympos 2015 from ulligunde com on Vimeo.

 

Erster Sonnenaufgang im Urlaub. Priceless! Überraschend alpine Landschaft in Geyikbayiri. Stand, Meer, Berg. Antalya. Echte Berge und direkt daneben das Meer. Ich dachte immer, so krass gibts das nur in Neuseeland! Sonnenuntergang in Olympos. Mal bisschen entspannen. Chimaera, die Flammen brennen hier seit Jahrtausenden! Sonnenaufgang bei Olympos. Lieblingsfoto :) Olymp! Cennet - ein wahres Traumtraumgebiet!! Klettern und das Rauschen der Brandung in den Ohren. Bisschen glatt :) Der liebenswerteste Hund überhaupt. Ist uns einfach auf Schritt und Tritt gefolgt, ohne von uns Essen oder sonstwas bekommen zu haben. Spielplatz für die großen. Josito - from climbers for climbers. Eines der besten Abendessen des ganzen Urlaubs haben wir gemeinsam mit sympathischen Bayern selbst zubereitet. Fanfrische Forelle Müllerin Art ;-) Termessos. Schlappe 2.500 Jahre alt... Sooo glatte Mauern! Wahre Steinkünstler!

Momente: Was geht ab!?

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Es hat sich viel verändert. Ich habe mich verändert.

Ich bin Single.

Wer ist diese Frau?

Ich weiß nicht recht, wie das FuckYeahalles kam, aber nun hänge ich hier. In einer Wand, in die ich noch vor einem halben Jahr nie, niemals eingestiegen wäre. Schon gar nicht im Vorstieg. Nun bringen wir in sauberer Wechselführung Seillänge nach Seillänge hinter uns, verlieren unsere Verfolgerseilschaft bald aus den Augen und klettern durch diese riesige Wand. Die Nordwand der Westlichen Zinne. Was für ein Trumm.

Nach der Schlüssellänge, die mit Rucksack durchaus anstrengend ist, bin ich erschöpft, aber mache keinen Rückzieher und steige immer wieder aufs Neue vor ins Ungewisse. Ich mache mir selbst Angst. Wo ist die ängstliche Lady hin, die spätestens nach der sechsten Seillänge mental zerstört war? Die sich bei den rostigen Schlaghaken sauber ins Hemd gemacht hätte? Die das mal garantiert (!) nicht im Vorstieg durchgezogen hätte?

Es ist furchteinflössend und ich kann es mir nicht erklären. Aber andererseits eröffnet es unglaublich viele Möglichkeiten. Es ist eine spannende Zeit.

Ich entdecke mich völlig neu.

 

Mag nicht mehr! (Galengratverschneidung, Furka)

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„Klettern am Furkapass (Galengratverschneidung, Hannibal)“ – das stand bereits im Winter schon auf meiner Alpinwunschliste. Der Punkt mit dem Furkapass stand mit der Wilden Leck ganz, ganz oben. Und nun waren wir tatsächlich hier!

Gemeinsam mit Freundin Lena hatten wir uns wegen der genialen Wettervorhersage gleich ein verlängertes Wochenende rausgelassen und auch wenn der erste Tag wegen der vermurksten Aktion an der Wilden Leck deutlich verkürzt war, reichte es da noch für die gemütliche Via Heinrich (klein Furkahorn) und am Tag darauf gleich für die recht (mental) anspruchsvolle Route Perrenoud am Chli Bielenhorn.

Zum Bergschrund

Am Gletscher zur Galengratverschneidung. Im Hintergrund der Hannibalturm.Nun also Tag drei. Der Kopf war durch, die Muskeln schon einigermaßen müde, die Motivation irgendwie nur da, weil ich mir die Tour halt so fest vorgenommen hatte. Wir stapften mit der Gletscherausrüstung ein weiteres Mal vom Auto in Richtung Sidelenhütte, seilten uns sicherheitshalber am Gletscher an und erreichten nach rund 1,5 Stunden den Bergschrund. Alter Schwede, ein tiefes Teil!

Skeptische Blicke zwischen Lena und mir beim Anblick der ersten Seillänge. Sieht schwer aus. Ist es ja auch, mit 6a+ die schwerste Länge überhaupt. Die Absicherung mit Borhaken und Friends schien aber machbar. Also halb über dem Bergschrund wackelnd irgendwie raus aus den Berg- und rein in die Kletterschuhe. Bloß nichts ins schwarze Loch reinwerfen – weder Ausrüstung noch sich selbst. Dann ein beherzter Schritt rüber an den Fels, Füße putzen und los ging’s!

Irgendwie cool!

Lena in der zweiten Seillänge der GalengratverschneidungDie Kletterei war anspruchsvoll, aber irgendwie cool! Mal wieder für Große gebohrt, aber egal, das waren wir Zwerge ja schon gewohnt. Lena zuckelte beeindruckt hinterher, meinte noch, dass sie die Seillänge sicher nicht vorsteigen hätte wollen: „Respekt!“, sagte sie. So schlimm war’s doch gar nicht. Sie stieg souverän direkt weiter und war bald außer Sichtweite. Zeit zum Gucken: Wow, schon schön hier. Sonne auf dem Rücken, der Gletscher unter uns, schroffe, ständig polternde Felsen um uns herum, die Schweizer Bergwelt  am Horizont. „STAND!“. Gut, genug geträumt. Ich also. Huch, das ist aber schwer für 5c. Schon auf den ersten Metern warteten ganz schön kleine Leisten, dann eine irgendwie schöne Verschneidung mit mächtigen Hakenabständen. Als Finale noch eine wahrlich gruselige Platte, gefühlt ungefähr so 290 Meter über dem letzten Haken. Oida Leck, die Seillänge hätte ich nicht vorsteigen wollen!! Lena lacht und meint, es wär gar nicht so schlimm gewesen. Langsam sind wir uns einig, dass Vorstieg leichter als Nachstieg ist…

Furcht- und Ahnunglos

Wilde Ausblicke aus der Galengratverschneidung auf den Gletscher.Wir zogen Länge nach Länge durch und teilten uns stets den Stand mit einer anderen irgendwie lustigen Deutsch-Schweizer-Seilschaft. Der eine absoluter Perfektionist, sehr umsichtig. Der andere ein „geht scho, basst scho!“-Typ – furchtlos ganz sicher, aber halt auch ahnungslos. Die Jungs bremsten uns aus, aber uns passte das irgendwie. Wir waren noch etwas gekennzeichnet von der wilden Abseilaktion von gestern – wir hofften darauf, gemeinsam abseilen zu können – die Jungs würden vielleicht Gentleman spielen und unser Seil retten, falls es sich mal wieder verfangen sollte. Das Furkagebiet lehrte mich jedenfalls bereits, mehr Respekt vor dem Abstieg als vor dem Aufstieg zu haben…

Zäh

Lena in (unserer) letzten Seillänge der Galengratverschneidung am Furkapass.In der viertletzten Länge, eine lächerliche vier-irgendwas! – gruselte es mich zu Tode. Die Länge führte echt ausgesetzt durch große Blöcke, die teils fest waren. Teils halt auch nicht. Links rum, rechts rum!? Kein Plan! Ich traute mich nicht recht, Friends zu verstecken, nicht dass die hier noch den halben Berg aushebeln. Ohne wäre aber auch blöd, also doch mal einen Friend, mal eine Schlinge, sogar mal ein Keil. Und mit jedem Placement wurde die Seilreibung größer, weil man sich ständig um irgendwelche Blöcke herumschlängelte. Mir ging die Düse, ich hatte keine Lust mehr. Hatte ich schon in der vorangegangenen Länger nicht mehr! Die Aktion an der Wilden Leck, der ganze Fahrstress, die schwere Tour gestern und dann hier so ein blödes Gehampel zwischen losen Blöcken. Immerhin markierte der Johnny aus der anderen Seilschaft den nächsten Stand mit sich selbst. Sehr gut, dann wusste ich wenigstens auf den letzten Metern, wohin ich musste. Ich war durch und kuschelte mich zu ihm an den leicht unbequemen Stand. Lena kam nach, noch ziemlich frisch. Ich beichtete, dass ich nicht mehr mochte. Sie zögerte, wollte wenigstens noch bis zum großen Band klettern. Weiter wäre ohnehin nicht gut, wir waren schon echt spät dran. Okey, bis zum Band. Na gut, ich krabbel hinterher. Schlappi.

Im Pulk abwärts

Am Stand oben sammelte sich alles. Mehrere Seilschaften kamen von oben gerade abgeseilt plus wir zwei Seilschaften von unten. Kuriose Überholmanöver unausweichlich, weil ja irgendwie jeder noch in der letzten Sonnenwärme runter wollte (und jemand über sich haben wollte, falls sich das Seil verhängen sollte. Ja ja!).

Hungriger Bergschrund

Der Hannibalturm in der letzten Sonne.Letztendlich waren wir irgendwie doch die letzten, weil wir zu viert abseilten. Die lose Schuppe, die unser Seil beim dritten Abseilen umschlungen und beim dran Ziehen halb ausgehebelt hatte (andere Seilschaften direkt unter uns, Halleluja) noch im Kopf, machte ich drei Kreuze, als wir tatsächlich am Gletscher ankommen und das Seil komplett neben uns lag. Yeah! Und gleichzeitig: SHIT! Unsere Ausrüstung lag noch halb im Bergschrund – mit Kletterschuhen klettert es sich wenig schön auf sehr steilem Schnee. Und wie zieht man Bergschuhe an, wenn man nirgends stehen kann?! Der schwarze Schlund immer neben einem, der nur darauf wartete, Ausrüstung zu futtern… Meinen Socken nahm er gleich, den Schuh des Kollegen auch. Aber Gott sei Dank beides so, dass wir alles noch bergen konnten.

Passt!

Schöner Abend.Irgendwann hatten wir tatsächlich Ausrüstung und uns selbst über den steilen Rand gehievt und standen auf der anderen Seite, der flache Gletscher in greifbarer Nähe. Jetzt war es tatsächlich vorbei. Ich war froh, gleichzeitig aber auch etwas enttäuscht. Ich hatte mich sehr auf die Tour gefreut. Aber andererseits hatten nur noch zwei Seillängen gefehlt – und auf einem Gipfel wären wir ohnehin nicht rausgekommen, nur auf einem Grat. Alles nicht so schlimm, die Kletterei war cool und die schwere Seillänge gelang mir easy im Onsight. Passt schon, passt schon!

Morgen wird’s was geben!

Wir sprangen in weniger als einer Stunde zurück zum Auto und erreichten es mit dem letzten Licht. Frühstücken, Klettern, Abendessen, Schlafen. Irgendwie kein besonders „entspannender“ Urlaub – aber ein spannender, sowas von! Und morgen kommt wohl das absolute Highlight: DER HANNIBALTURM!

Mit dabei war hier übrigens der Togir Slide Klettergurt von Mammut – ein nettes Teil, allerdings vorrangig für Männer, weil man als Lady damit quasi nicht aufs Klo gehen kann. Der kleine orangene Rucksack ist ebenfalls von Mammut und macht auf solchen Touren eine ziemlich gute Figur, denn man kann ihn einfach so noch in den großen Zustiegsrucksack knüllen und muss dann in der Tour nicht alles an den Körper schnallen.

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